“Spurensicherung” Kunst und neue Medien im Sommer 2017

Im Sommersemester 2017 widmen wir uns dem Thema Spurensicherung, einem Prinzip, das Günther Metken Mitte der 1970er Jahre auf die Konzeptkunst bezog. Ihren Ursprung hat die Spurensicherung in der Kriminalistik, genauer: der Forensik. Hier geht es in erster Linie um die Suche, Ermittlung, Dokumentation  und Auswertung von Spuren. Meister der Kriminalistik wie der Franzose Edmond Locard oder Brite Sherlock Holmes stehen hierfür Pate. Aber auch die Archäologie oder die ethnographische Feldforschung bedienen sich dieser Prinzipien. Übertragen auf die Kunst eröffnen sich ein weites Feld: Von der Schärfung der Sinne, über sinnstiftende Prozesse struktureller und/oder inhaltlicher Analogiebildung, der Hypothesenbildung bis hin zu Reflexion des forschenden Selbst. Dabei wird die künstlerische Spurensicherung ästhetisch überformt durch “wissenschaftliche Mimikry” wie Metken selbst sagt:

“Zum Selbstverständnis der Spurensicherung gehört ihre scheinbare Wissenschaftlichkeit. Man gräbt aus, legt Inventare und Bestände an, die klassifiziert, etikettiert und durchfotografiert werden. Die Aufbereitung des Materials orientiert sich an Herbarien, Schaukästen und -tafeln, unter betonter Auslassung der Kunstsammlung; der alte französische Hang zum Archiv, zur Enzyklopädie schlägt durch.” (Günter Metken, Spurensicherung, 1977)

Vor diesem Hintergrund und nach intensiver Auseinandersetzung mit Werken einschlägiger Künstlerpersönlichkeiten wie Christian Boltanski, Anne un Patrick Poirier, Nikolaus Lang und vielen mehr machen wir uns auf zu wilden Deponien im Koblenzer Stadtwald.  Momente der eigenen Erinnerung an diese Orte begannen sich während der Studien in den Sedimenten zu transformieren, zu Überlagern mit fagmentarischen Relikten Dritter, offenen Fragen, Indizien und Ungewissheiten. Den archimedischen Punkt der vertiefenden Auseinandersetzung bildet ein Artefakt, über dessen Herkunft bis heute nur Vermutungen existieren. Die Ergebnisse unserer Studien werden der Öffenlichkeit auf dem CV Tag am 07. Juli vorgestellt.


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