Das Kompetenzzentrum für Studium und Beruf bietet den Studierenden der
Universität in Landau mit verschieden Angeboten die Möglichkeit, ihre Kompetenzen
für ein erfolgreiches Studium auszubauen. Andrea Kern stellt im folgenden Interview
ihre Tätigkeit als Mentorin für das KSB vor und erläutert im Zuge dessen, inwiefern
den Studierenden dort unter die Arme gegriffen wird. Einer ihrer
Themenschwerpunkte in ihrer Arbeit für das KSB ist die Stressbewältigung im
Studium. Hierzu teilt sie mit den Studierenden Strategien und Lösungsansätze, um
das Problem Stress für die Studierenden greifbar und lösbar zu machen.

Stress im Studium ist für viele Studierende Normalität. Besonders in der
Prüfungszeit, aber auch im gesamten Semester kann dies zu Problemen im
Unialltag sowie im persönlichen Lebensbereich führen. Um diesem Hindernis aktiv
entgegenzuwirken, kann man sich einige Methoden zu Nutze machen, um ein
sorgloseres und erfolgreiches Semester zu absolvieren und den Spaß am Studieren
nicht zu verlieren. Das Mentoringprogramm des KSB hat hieran bereits in der
Vergangenheit mit den Studierenden gearbeitet.

Andrea Kern, ehemalige Mentorin des KSB

Wie würdest du deine Arbeit als Mentorin beim KSB beschreiben?

Von Oktober 2020 bis Oktober 2021 war ich für die Mentor*innen tätig. Das
Programm ist anders gegliedert als die Fachschaften, denn für das Mentoring
musste ich mich zunächst bei einem Schlüsselkompetenzkurs beim KSB anmelden.
Hierbei wurde mir beigebracht verschiedene Aufgaben zu bewältigen, und ich habe
die Fähigkeiten erlernt, die man als Mentor*in benötigt. Zum Beispiel gab es einen
Themenblock zur Gesprächsführung im Kurs, um die eigenen Kompetenzen zu
stärken.

Der Fokus des Programms liegt auf der Eingliederung neuer Personen in die
Institution, die Zielgruppe sind also Studierende im ersten Semester, die Unterstützung durch die
Orientierungswoche oder ähnliches benötigen. Dadurch wird neuen Studierenden
ein möglichst guter Start in den neuen Lebensabschnitt an der Universität
ermöglicht. Allgemein gelten die Mentor*innen als eine Art Wissensspeicher und sind
Ansprechpartner*innen für alle Studierenden, um mit ihrer Erfahrung und dem
Wissen über die verschiedenen Stellen innerhalb der Universität Hilfestellung und
Orientierung zu generieren.

Des Weiteren wird zum Abschluss der Ausbildung als Mentor*in ein eigenes Projekt
geleitet. Die Campusführung in der Orientierungswoche und ein Kurs zum
Prüfungsmanagement sind Beispiele für meine Projekte. Der Kurs zum
Prüfungsmanagement ist hierbei in zwei Kursbereiche zu unterteilen in die
Prüfungsformalien und das Handhaben von Prüfungsstress, denn um die
Prüfungsphase erfolgreich zu bewältigen benötigt man alle nötigen Informationen
über die Prüfungsregeln und den Umgang mit der Prüfung als Stresssituation.

Wem würdest du empfehlen an dem Mentoringprogramm teilzunehmen?

Für Personen, die gerne als Ansprechpartner*innen für ihre Mitmenschen fungieren,
ist das Mentoringprogramm zu empfehlen. Offenheit und Hilfsbereitschaft, sowie das
Engagement neben dem Studium an Veranstaltungen mitzuwirken, sind außerdem
wichtige Voraussetzungen. Sobald jemand Ambitionen zeigt, den anderen
Studierenden helfen zu wollen, ist er/sie im Mentoringprogramm gut aufgehoben. Die
Kompetenzen, die für das Programm wichtig und nützlich sind, eignet man sich dann
mit der Zeit an.

Im Idealfall lebt das Programm von vielen unterschiedlichen Menschen, welche
unterschiedliche Wissens- und Erfahrungsstände aufzeigen. Deshalb wird man auch
in frühen Semestern gerne gesehen. Die Mentor*innen sind gut miteinander
verknüpft und unterstützen sich stetig untereinander, besonders wenn es jemandem
an bestimmten Stellen an Informationen fehlt.

In welchen Punkten unterstützt das Mentoringprogramm die Studierenden am
besten?

Besonders hilfreich sind die Mentor*innen bei der Orientierung. Insbesondere in den
ersten Wochen des Studiums gibt es einige Angebote zur Unterstützung. Vom
ersten Kennenlernen, über Stundenplanberatungen bis hin zu Fragen bezüglich
einzelner Fächer stellen wir Angebote in der Orientierungswoche zur Verfügung.
Derzeit sind die Mentor*innen leider nicht aktiv tätig, weshalb diese Aufgaben
momentan größtenteils von den Fachschaften übernommen werden.

Außerdem beraten wir die Studierenden der Zweifach-Bachelor, wenn es um die
Anmeldung für ein Coaching geht, damit diese ihre Studienleistungen erfolgreich
abschließen können.

Während des gesamten Semesters fungieren wir jedoch als Ansprechpartner*innen
für Studierende aller Studiengänge in allen Fragen und leiten diese an die
entsprechenden Universitätsstellen weiter, bei denen sich dem Problem am besten
angenommen werden kann. Der Kurs zum Prüfungsmanagement ist zum Beispiel
auch für alle Studierenden zugänglich gewesen.

Welche Tipps kannst du aus deinem Kurs besonders empfehlen, wenn es ums
Prüfungsmanagement geht?

Zunächst ist es wichtig, die Prüfungsformalien zu verstehen. Es kann bereits
stresslindernd sein, zu wissen welche Pflichten und Rechte man in einer
Prüfungssituation hat. Hierbei gewinnt man einen Überblick darüber, welche Fristen
es gibt, und wann die Abmeldezeiträume sind. Die Rahmenbedingungen für die
Prüfungen zu kennen, kann also die Stresssituation bereits entspannen, indem man
sich bewusst macht, welche Termine anstehen, und bis wann man sich von
Prüfungen abmelden muss. Bei einer Abmeldung zwei Wochen vor Prüfungsantritt
gilt der Erstversuch als nicht angetreten und kann somit erneut angemeldet werden.

Um der akuten Prüfungsangst vor der Prüfung vorzubeugen, helfen Strategien zur
Prüfungsorganisation. Zunächst ist es entscheidend, sich seiner Angst und seines
Stresses bewusst zu werden. Zu verstehen, wie sich der eigene Stress äußert und
wann er auftritt, kann beim Gegensteuern helfen. Durch das Wahrnehmen von
körperlichen Reaktionen, wie Bauchschmerzen oder negativen Gedanken, wie
Zweifel am Erfolg, identifiziert man das Problem. Sobald man den eigenen Stress
erkannt hat, betrachtet man diesen genau und bestimmt, wann dieser auftritt. Ängste
können in verschiedenen Phasen auftreten, zum Beispiel Monate oder Wochen vor
den Prüfungen, erst kurze Zeit vor der Prüfung oder sogar im Anschluss.

Ein Lernplan kann sehr hilfreich sein, um den langfristigen Prüfungsstress zu
vermeiden. In diesem Lernplan ist im Idealfall genug Zeit für Rückschläge eigeplant,
um dem lange vor der Prüfung eintretenden Stress entgegenzuwirken. Dabei hilft
außerdem den Stoff in kleinere Themen zu unterteilen, um nicht an dem großen
Berg Stoff zu verzweifeln, sondern realisierbare Meilensteine zu setzen. Da
Rückschläge bereits im Lernplan berücksichtigt sind, sollten diese in negativen
Gedankenprozessen nicht als Hindernis zum Erfolg angesehen werden. Man muss
sich nach jedem Lernerfolg klar machen, dass man mit den Gegebenheiten und
persönlichem Einsatz alles getan hat, was die eigenen Kapazitäten hergegeben
haben. Die positive Selbstwertschätzung ist hierbei wichtig für
einen guten Umgang mit sich selbst.

Diese Selbstwertschätzung ist auch wichtig für die Phase der Angst, die nach der
Prüfung eintritt. Nach der Prüfung ist es nicht mehr möglich etwas an dem Ergebnis
zu ändern und mit der radikalen Akzeptanz des Prüfungsausgangs befreit man sich
von dem persönlichen Stress.

Im Falle der Stressphase kurz vor der Prüfung sind Entspannungsübungen zu
empfehlen. Diese kann man bereits während des Semesters in Stresssituationen
testen, um sie individuell auf einen anzupassen. Am besten führt man eine Liste
Übungen, die hilfreich sein können und notiert sich, in welchen Situationen diese
hilfreich sein können. Eine Übung, die auch in einer Prüfungssituation gut
umzusetzen ist, ist das Füße spüren. Hierbei konzentriert man sich auf die
Berührungspunkte zwischen den Füßen und dem Boden. Der Sinn hinter der Übung
ist, dass man die Gedanken von der Stresssituation ablenkt und den Fokus auf
etwas lenkt, mit dem sich das Gehirn im Alltag nicht häufig auseinandersetzt.

Weitere Ideen für die Stressbewältigung sind regelmäßiger Sport, welcher auch beim
Hochschulsport der Universität in Landau angeboten wird, sowie die Kombination
aus gesunder Ernährung und kochen als Ablenkung.

Welche weiteren Tipps gibt es für eine akute Stresssituation direkt vor der Prüfung?

Hierbei ist es wieder von Relevanz, welchen Ursprung der Stress hat. Wenn man
gestresst ist, weil man das Gefühl hat, nicht genug Stoff gelernt zu haben, ist es
meistens bis zu zwei Tagen vor der Prüfung noch möglich sich die Themen
weitestgehend anzueignen. Ein Tag vor der Prüfung neuen Stoff zu lernen, gestaltet
sich meistens eher als schwer, da der Druck zu groß ist und das meistens eher zu
Verwirrung und Unsicherheit führt.

Sollte der Stress daher kommen, dass man objektiv genug gelernt hat und trotzdem
Angst vor der Prüfung hat, kann es helfen sich vor Augen zu führen, dass es immer
einen Zweitversuch gibt. Wenn es zu einer nicht bestandenen Prüfung kommt, hat
man bereits das Basiswissen über den Stoff, sowie die Prüfungsstruktur und kann
mit neuer Energie die Prüfung wiederholen. Bei Zweifeln ist es immer von Nutzen
sich bewusst zu machen, welchen Wissensstand man eigentlich schon verinnerlicht
hat. Durch eine Liste mit bereits erlerntem Stoff lenkt man den Fokus von den
negativen Gedanken darüber, was einem fehlt, ab und bleibt positiv gestimmt. Durch
gegenseitiges Abfragen von Mitstudierenden bekommt man häufig eine objektive
Spiegelung des eigenen Wissens. Hierbei sollte jedoch individuell herausgefunden
werden, ob es einem hilft den Stoff mit Studierenden, die die gleiche Prüfung
ablegen müssen oder lieber mit Unbeteiligten zu lernen. Das gemeinsame Lernen für
die gleiche Prüfung kann für manche auch eher zu Verwirrung oder erhöhtem Druck
führen. Wenn das der Fall ist, sollte man sich eine/n Mitbewohner*in oder Elternteil
suchen, die bei der Abfrage behilflich sind.

Bei Angst vor bestimmten Prüfungsformen ist es sehr hilfreich, den Lernprozess
durch das Lernen in dieser Prüfungsart zu erweitern. Zum Beispiel kann die Angst
vor mündlichen Prüfungen gelindert werden, wenn man sich in der Vorbereitung
abfragen lässt oder den Stoff laut erlernt.

Bei Prüfungsängsten oder kontinuierlichem Stress, der im Alltag nicht alleine zu
bewältigen ist, ist es an der Universität in Landau auch möglich, ein Gespräch bei
der psychologischen Beratungsstelle zu suchen. Die Personen der Beratungsstelle
helfen gerne und versuchen gemeinsam mit jedem Studierenden eine langfristige
Lösung zu finden.

Mentoring beim Kompetenzzentrum für Studium und Beruf – Stressbewältigung als Kompetenz im Studium
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