„Lagom“ und das Studium. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Frage: Was ist zu viel, was zu wenig? Gerade Corona verschiebt Grenzen und Verhältnismäßigkeiten und zwingt uns allen diese Frage auf. Für jede/n stellt sie sich ganz individuell.

Für Erstsemester liegt der Fokus auf dem Start ihres Studiums in dieser sonderbaren Zeit. Werde ich mich während des Semesters überfordert fühlen oder werde ich gar nicht merken, dass ich im Moment mein Studium absolviere, weil sich mein Leben überhaupt nicht verändert hat? Denn durch die Corona-Krise fällt nicht nur der Austausch von Lehrenden und Studierenden aus, sondern auch die Vernetzung zwischen den Studierenden. Wenn ich keine anderen Studierenden um mich habe, und keine Universität, woran erkenne ich dann, dass ich überhaupt studiere?

Und wie soll ich einen Überblick davon bekommen, was im Studium allgemein und vor allem für meine Fächer wichtig ist? Wie organisiere ich mein Studium, wenn ich mich mit niemandem austauschen kann, weil alles digital und asynchron stattfindet? Wie soll ich mich an meinem neuen Studienort einleben, geschweige denn heimisch fühlen, wenn Landau wie leergefegt wirkt? Also zu wenig Austausch und Kennenlernen stattfinden kann?

Sind Hilfslosigkeit und Verzweiflung im Corona-Studium 2020 vorprogrammiert? Selbst fortgeschrittene Studierende fühlten sich im Sommersemester oft wie ein Blatt im Herbst, dass durch den Wind hin- und hergetragen wird. Also sogar Studierende, die das Studieren schon auf normalen Weg kennen gelernt hatten, fühlten sich alleingelassen und überfordert. Über-fordert. Das heißt, es war ihnen zu viel Herausforderung.

Wie also weiß ich, wie viel ich schaffe, wann ich überfordert bin, und wann es genug – oder halbwegs richtig – ist? Mein Tipp: Haltet Euch zunächst mal an alles, was greifbar ist: Der erste Schritt besteht z.B. immer darin, alle benötigten Modulhandbücher zu studieren und dann herauszufinden, was brauche ich eigentlich, und wo und wie finde ich das jetzt im digitalen Semester?

Ein Vorteil des digitalen Semesters liegt ja darin: Die Informationen, die die Fächer bereitstellen, können jederzeit aufgerufen werden. Auch die digital abrufbaren Angebote vom Kompetenzzentrum für Studium und Beruf, wie zum Beispiel die Chats in der Orientierungswoche, sowie in der ersten Vorlesungswoche helfen dabei, sich im ersten Semester zu orientieren. Allerdings muss ich mir selbst einen Plan machen, in dem ich die Zeitfenster der Angebote organisiere. Nur dann kann ich alles wahrnehmen, was mir zur Unterstützung angeboten wird.

Aber was mache ich, wenn ich meinen Stundenplan habe und mir im Semester einfach nur jeden Tag die Folien der Dozenten anschaue? Lerne ich dabei denn wirklich, wissenschaftlich zu arbeiten? Oder auf was Dozenten bei Hausarbeiten achten? Lehrende können zwar fachliche Informationen bereitstellen, aber wie kann ich mich persönlich weiterentwickeln und mein Studium an mich und meine Ziele und Interessen so anpassen, dass ich am Ende erreiche, was ich mir wünsche? Sich diese Frage zu stellen, ist übrigens ganz wichtig. Denn am Ziel orientiert sich das (richtige) Maß: „Lagom“!

Wenn ich in zwei Semestern fertig studieren will (Achtung, das ist keine Empfehlung!!!), dann muss ich mir ein anderes Maß an Arbeit zumuten als wenn ich mir dafür acht Semester Zeit lassen will. Der Schlüssel heißt: Selbstorganisation und eine realistische Einschätzung meiner Fähigkeiten, meiner Belastbarkeit und meiner Flexibilität. Corona bietet uns allen Gelegenheit, uns über diese Punkte klarer zu werden – weil wir es müssen … und die Kompetenzen auszubauen, die etwas mit Durchhalten, Selbstdisziplin und Planung, Resilienz und sozialen Beziehungen zu tun haben. Zugegeben, eine ganze Menge auf einmal! Die persönliche Kompetenzerweiterung ist schon lange ein Thema im Kompetenzzentrum für Studium und Beruf. Das KSB unterstützt alle studienbegleitenden Erkenntnis- und Lernprozesse aktiv und individuell. Ob es sich nun um wissenschaftliches Arbeiten oder Selbstorganisation und Projektmanagement handelt, ob darum, wirkungsvoll und selbstbewusst aufzutreten und zu präsentieren, oder um den Einstieg in das Berufsleben vorzubereiten – durch ein breit gefächertes Angebot an Schlüsselkompetenzkursen findet jede/r Studierende genau das, was sie/ihn persönlich weiterbringt. Gerade zu Studienbeginn helfen auch die Vorkurse des KSB, einen Einstieg in die akademische Umgebung zu finden, und es gibt immer Begleitangebote durch studentische Mentor/innen und Begleiter/innen, die einen auf Augenhöhe abholen.

Und dann fühlt man sich am Ende doch nicht so alleine, wie man anfangs dachte.

Autorin: Karin Garder

Redaktion: Sophie Oleynik

LAGOM – zu viel oder zu wenig?

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