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Hier kauft der Weihnachtsmann noch persönlich

„Vor 30 Jahren hat es hier noch ganz anders ausgesehen“, sagt Marc Ferdinand und verweist auf alte Bilder seines Geschäftes. Damals übernahm er das Traditionsunternehmen Commes von seinem Vater. Seit dieser Zeit hat sich viel getan, was den lokalen Einzelhandel betrifft. Vor allem in der Weihnachtszeit macht sich die neu aufgekommene Konkurrenz des Online Handels deutlich bemerkbar. Doch Ferdinand hat über die Jahre eigene Strategien entwickelt, um diesem Druck gerecht zu werden.

https://www.youtube.com/watch?v=uKzBGsHN7JY
Vorstellung: Marc Ferdinand

Die ersten Tannenbäume wurden gefällt, Glühwein wird verkostet und mancherorts fällt sogar Schnee: Die Weihnachtszeit steht wieder vor der Tür.

Abseits von warmen Plätzchen und wohligem Beisammensein wird der Zeitraum zwischen Dezember und Januar vom stationären Einzelhandel gleichsam gefürchtet wie geliebt. Sowohl Kunden als auch Angestellte wissen:

Die Vorweihnachtszeit ist die stressigste Zeit im Einzelhandel. Anstürme von Kunden sorgen für hohe Durchlaufzahlen im Geschäft und der stetig wachsende Konkurrenzkampf der Händler macht sich stärker bemerkbar denn je. Vor allem Ferdinands Unternehmen kann wegen seiner langjährigen Erfahrung als Einzelhändler auf eine traditionsreiche Historie zurückblicken. Seit 1848 können hier Dekoartikel, Möbel und Küchenutensilien ergattert werden. Doch wer in der Weihnachtszeit zu den Gewinnern zählen will, muss auf einzigartige Angebote und Produkte setzen. Um dem gerecht zu werden rüstet sich die Commes GmbH bereits Anfang des Jahres mit spezifischen Produkten aus, erzählt uns Marc Ferdinand.

https://www.youtube.com/watch?v=1hx8avu-gKA


In der Weihnachtszeit spielt vor allem das Konsumverhalten der Kunden eine tragende Rolle, führt Ferdinand weiter aus. Weihnachten ist schon lange nicht mehr nur kirchliches Kulturgut, es ist zu einer Attraktion geworden. Eine Attraktion, die jährlich Massen in die Städte lockt und dem potenziellen Kunden von allen Seiten aus buchstäblich die Sinne raubt. Helle Dekorationen an jeder Hauswand, verschiedenste Gerüche vom umliegenden Weihnachtsmarkt – man könnte meinen, es läge etwas Magisches auf dem Fest der Liebe. Der Kunde schlendert dabei durch die Straßen auf der Suche nach etwas besonderem, etwas von dem er glaubt, er findet es so nicht woanders. Denn den allgemeinen Geschenkeeinkauf hat er da längst erledigt – immer häufiger jedoch im Onlineshop. Zu groß ist die Sorge man könnte im Weihnachtsansturm leer ausgehen. Zu gering die Wahrscheinlichkeit alles mit vollster Zufriedenheit zu bekommen.

Wir fragen Marc Ferdinand: Wie sehr hat die Digitalisierung den Einzelhandel als solchen aus ihrer Sicht verändert?

https://www.youtube.com/watch?v=RJUmQNCLtcM

Der Onlinehandel und der Faktor Mensch

Marc Ferdinand hatte mehrere Jahrzehnte Zeit Erfahrungen bezüglich der Vor- und Nachteile des stationären Einzelhandels gegenüber anderer Handelsformen zu sammeln. Auch aufgrund dessen ist er sich im Klaren darüber, dass der Onlinehandel als „großer Faktor des Einzelhandels“ in gewissen Punkten die Attribute des lokalen Geschäfts aussticht. Fast jeder Deutsche sollte damit bereits bestens vertraut sein: Der entspannte Kauf mit wenigen Klicks, direkt von daheim und das Paket ist in kurzer Zeit zu einem nach Hause geliefert. In Sachen des für den Kauf aufzubringenden Aufwands hat der Onlinehandel um Amazon, Zalando und Co. für den Kunden bei weitem die Nase vorn. Das merkt man vor allem in der Weihnachtszeit, wenn Dienste wie DHL schwer mit der entstehenden Paketflut zu kämpfen haben. Auf dieser Ebene versucht sich der Einzelhändler jedoch erst gar nicht mit den Online-Händlern zu messen. Vielmehr setzt Marc Ferdinand auf die intensive Ausübung und Ausarbeitung der spezifischen Fähigkeiten und Möglichkeiten eines lokalen Ladens, wie beispielsweise den persönlichen und direkten Kontakt mit Kunden. Ebenso sind eine entspannte Einkaufsatmosphäre, ein schön gestaltetes Geschäfts-Interieur und ein fast künstlerisch in Szene gesetztes Sortiment Alleinstellungsmerkmale und dementsprechend Vorteile eines solchen Geschäftsmodells.

Man solle sich auf die eigenen Stärken konzentrieren. Herr Ferdinands persönlicher Einschätzung nach, hat mithilfe dieser „Gegenstrategie“ auch der stationäre Einzelhandel eine Zukunft.

https://www.youtube.com/watch?v=KTfDHTyqzEA


Der Faktor Mensch steht beim Onlinehandel zugegebenermaßen nicht an erster Stelle. Digitale Zahlen, Adressen, Beträge und Aufträge werden umhergeschickt und bearbeitet und der einzige menschliche Kontakt bei dieser Einkaufserfahrung ist mit dem Paketboten an der Haustür. Je nach Internetseite sind die dort vertretenen Anbieter von Artikeln teils unseriös und die Produkte, die man bekommt manchmal nicht so wie man sie sich vorgestellt hat. Wenn dann beispielsweise das Weihnachtsgeschenk missfällt, ist der Aufwand des Umtauschs groß. Der Verkäufer hat seinen Sitz womöglich auf der anderen Erdhalbkugel und somit beginnt ein reges E-Mail Gefecht um die Artikel zurückzuschicken und im besten Fall sein Geld wieder zu bekommen. Wahrlich nicht in allen Fällen, bei manchen Online-Shops funktioniert das Bestellen und Zurücksenden von Artikeln reibungslos. Jedoch macht es hin und wieder den Eindruck als gäbe es in den Weiten des Internets doch noch einige schwarze Schafe unter den Onlinehändlern. Bezüglich solcher Bedenken punktet der stationäre Einzelhandel mit seiner lokalen Verfügbarkeit und den entstehenden zwischenmenschlichen Beziehungen.

Marc Ferdinand hat den Handels-Bereich den er verfolgt schon früh gefunden und ist seitdem ein aktiver Teil des Einzelhandels in Koblenz. Seine über die Jahre hinweg entstandenen Erkenntnisse beruhen auf selbst gemachten Erfahrungen. Dass das Traditionsgeschäft Commes keinen Online-Handel zu führen pflegt, kommt demnach nicht aus Willkür oder verschränkten Armen dieser Form des Handelns gegenüber, sondern basiert auf den damit gemachten Erlebnissen und den daraus resultierenden Feststellungen.

https://www.youtube.com/watch?v=Z4anpfcvGDQ


Geschäfte werden, gerade in der heutigen Zeit, nicht einfacher. Ein Satz mit mehr Tragweite als sich anfangs vielleicht vermuten lässt. Im Grunde wird alles zu einem gewissen Maße komplizierter – und das seit hunderten von Jahren. Jeder Bereich des Handels, der Kommunikation, des Transports von Gütern oder Reisenden hat sich allein in den letzten 50 Jahren so stark gewandelt und weiterentwickelt, so viele Neuerungen und Veränderungen kamen hinzu oder verschwanden wieder, dass sich natürlich auch die Erwartungshaltung der in Anspruch-nehmenden dementsprechend verändert hat. Herr Ferdinand verbleibt dennoch zuversichtlich was die Zukunft seines Unternehmens betrifft. Das Weihnachtsgeschäft ist und bleibt die stressigste Zeit des Jahres für einen Einzelhandel wie Commes – im guten wie im schlechten Sinne, meint Ferdinand. Doch auch außerhalb dieser geschäftsstärksten Zeit, jenseits vom Geschenke suchenden Kunden, der durch die weihnachtlich geschmückte Altstadt streift, sei es wichtig, sich nicht unterkriegen zu lassen. Angst sei immer noch der schlechteste Ratgeber, nicht nur für Einzelhändler.

https://www.youtube.com/watch?v=TPWP35K82ro


Marc Ferdinand: “Wir haben keine Angst.”

By Fabian Hertling, Felix Voullié

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