Ein FSJ im Museum:
Vom Schüler zum kulturellen Vermittler
Es ist später Nachmittag und das künstliche Licht der Lampen in den Ausstellungsräumen flirrt. Die Stimmen von 20 Kindern hallen durch das Museum und die Luft riecht nach Farbe. Zwei Kinder streiten sich um die blaue Schere. Ein Kind ruft quer durch den Raum zu seinem Freund, der von ihm weggesetzt wurde. Heute ist wieder eine Grundschulklasse zu Besuch im Museum. Bruno Lescher muss aufpassen, dass das Programm reibungslos abläuft. Vor nicht allzu langer Zeit war er noch selber Schüler. Jetzt sieht er sich in der verantwortungsvollen Rolle eines
FSJlers im Ludwig Museum Koblenz.

Vorstellung

Bruno Lescher ist einer von vielen jungen Menschen, die nach dem Abitur ein FSJ machen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Manche suchen nach Orientierung nach der Schulzeit. Andere wollen gezielt ein bestimmtes Berufsfeld kennenlernen und ausprobieren. Wieder andere nutzen das FSJ, um eine Übergangszeit sinnvoll zu überbrücken. Unabhängig vom individuellen Motiv ist ein FSJ eine Zeit des Lernens, Entdeckens und Engagements. Es bietet die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und neue Perspektiven für die Zukunft zu gewinnen.
Wer ist Bruno Lescher und was ist ein FSJler?
Die Einsatzstelle
FSJ-Einsatzstellen sind vielfältig – ein Museum ist nur eine von vielen spannenden Optionen. Das Ludwig Museum Koblenz ist ein Museum, das auf moderne und zeitgenössische Kunst spezialisiert ist. Es befindet sich im historischen Deutschherrenhaus am Deutschen Eck. Das Museum ist Teil der internationalen Museumsinitiative von Peter und Irene Ludwig. Sein Fundament bilden Werke französischer, amerikanischer und deutscher Kunst nach 1945 aus deren Sammlung. Des Weiteren gibt es ständig wechselnde Kooperationen mit zeitgenössischen Künstlern. Diese ergänzen die Dauerausstellung der Werke der Sammlung des Ehepaars Ludwig.
Wie sieht das System hinter den Kulissen des Ludwig Museum Koblenz aus?

Ein Museum ist ein vielschichtiges System mit vielen unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Diese arbeiten bei Planung, Organisation, Aufbau, Durchführung, Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit eng zusammen. Damit eine Ausstellung realisiert werden kann, müssen die Aufgabenbereiche eng zusammenarbeiten. Das Gesamtbild funktioniert dabei nur durch die individuellen, unverzichtbaren Beiträge der einzelnen Bereiche. In so ein Team aufgenommen zu werden, ist eine große Chance zur Weiterentwicklung. Gleichzeitig bedeutet es aber auch Verantwortung zu übernehmen, bereit zu sein, sich anzupassen. Auf diesem Weg werden gemeinsam kulturelle Erlebnisse geschaffen und Kultur vermittelt.
Die Museumspädagogik
Wie fügt sich jemand als FSJler in ein Gefüge wie in einem Museum ein?



Das Ludwig Museum Koblenz bietet ein vielfältiges kulturelles Programm. Wechselnde Ausstellungen, Kooperationen und Veranstaltungen machen es zu einem wichtigen Ort für Kulturliebhaber der Region. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Museumspädagogik.



Eindrücke von einem Besuch einer Grundschule im Ludwig Museum Koblenz
Die Bilder zeigen Bruno und Hans Artmann, einer der Museumspädagogen des Ludwig Museum Koblenz. Sie führen hier gerade ein pädagogisches Programm mit einer Grundschulklasse durch.


Anhand der wechselnden Ausstellungen im Museum entwirft sie ein vielseitiges Vermittlungsprogramm für alle Altersgruppen. Führungen und interaktive Formate bieten eine intensive Auseinandersetzung mit moderner und zeitgenössischer Kunst für Besucher.





So wird das Museum zu einem lebendigen Lernort. Dieser stärkt den Dialog zwischen Kunst, Geschichte und Gesellschaft. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene besuchen das Museum für seine pädagogischen Programme.
Wie entstehen die Konzepte für die pädagogischen Programme des Museums?

Pädagogische Konzepte zu entwickeln, lernt man nicht in der Schule. Generell unterscheiden sich die Aufgaben im Freiwilligendienst deutlich von denen im Schulalltag. Wie viele Andere begann Bruno sein FSJ nur wenige Monate nach dem Abitur. Der Übergang vom Schüler zum FSJler wird von jedem unterschiedlich wahrgenommen. Für manche ist es eine große Umstellung, während es für andere kein großes Problem bedeutet. In jedem Fall ist dieser Übergang eine Erfahrung, die die persönliche Entwicklung fördert.
„Der Übergang von der Schule zum FSJ ging leichter als erwartet, weil man am Anfang mit einfachen Aufgaben startet und dann Stück für Stück mehr Verantwortung übernimmt. Allerdings muss man sich daran gewöhnen, dass man auf einmal Teil eines eingespielten Teams ist und zunächst herausfinden muss, welche Rolle man übernimmt und wie man sicherstellt, dass alles weiterhin reibungslos läuft, ohne dass Lücken im System entstehen, nachdem der vorherige FSJler gegangen ist.”
– Bruno Lescher

Ausblick
Wie hat dein FSJ dich bisher geprägt und was hast du über Kultur gelernt?
“Ich kann jedem, der etwas Arbeitserfahrung haben möchte, bevor er anfängt zu studieren, ein FSJ nur empfehlen. Im Vergleich zu einem kurzen Praktikum bietet ein ganzes Jahr einfach einen viel intensiveren Einblick in eine Einrichtung. Auch für diejenigen, die noch unsicher sind, wie es nach der Schule weitergehen soll, aber Interesse an einem bestimmten Berufsfeld haben, ist ein FSJ eine nützliche Sache, weil man seine Zeit sinnvoll nutzt und praktische Erfahrungen sammelt. Mir persönlich hat es auf jeden Fall sehr als Orientierung für meine Zukunft geholfen.“
– Bruno Lescher

Ein FSJ im Museum:
Vom Schüler zum kulturellen Vermittler
Ein besonderes Dankeschön an Bruno Lescher, dafür, dass er sich als Protagonisten des Berichts zur Verfügung gestellt hat.
Ebenfalls vielen Dank an die Grundschulklasse und Herr Artmann, dass sie sich für die Fotos zur Verfügung gestellt haben.
Texte und Fotos alle von Lilli Hoffmann.
Bei Rückfragen schreiben Sie bitte eine E-Mail an: lillihoffmann@uni-koblenz.de
