Evaluation (laufend)
Digitales Lernen im DaF-/ DaZ-Unterricht. Perspektiven, Herausforderungen und Grenzen in der Pandemie.
unterstützt durch Cornelia Leber
Das FUNK-Projekt, angesiedelt in der Forschungsstelle Wissenstransfer unter der Leitung von Prof. Dr. Wolf-Andreas Liebert, unterstützt seit mehr als 10 Jahren Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende (seit 2018) mit internationaler Familiengeschichte. Im Zentrum des Angebotes steht die fach- und berufssprachliche Förderung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Hierzu bieten Lehramtsstudierende der Universität Koblenz Fördereinheiten an, die am Konzept des sprachsensiblen Fachunterrichts bzw. des kombinierten Sprach-Fach-Unterrichts orientiert sind. In diesem Zusammenspiel entsteht eine doppelte Lernsituation. Die Studierenden haben die Möglichkeit in einem geschützten und angeleiteten Raum noch vor dem Ende ihres Lehramtsstudiums Erfahrungen im Umgang mit DaZ-/DaF-Lernenden zu sammeln. Gleichermaßen können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre fach- und berufssprachlichen Kompetenzen in eben diesem geschützten Raum erproben, erweitern und festigen. Bis zum Ausbruch der Pandemie befanden sich ca. 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Projekt, die in Kleingruppen von bis zu 4 Lernern von 17 Studierenden unterrichtet wurden.
Die Fördereinheiten wurden mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie und dem bundesweiten Shutdown vom März 2020 unmittelbar in den digitalen Raum verlagert. Die laufende Evaluation soll die Lehr- und Lernsituation der verschiedenen Teilnehmergruppen benennen und beschreiben, um darauf aufbauend nach einem digitalen Mehrwert zu fragen. Dieser entsteht dann, wenn “genuin auf Digitalisierung beruhende Lernmöglichkeiten entstehen, die über die bloße Übertragung konventioneller Lernformen auf digitale Medien hinausgehen“ (Boeckmann 2021).
Quellen:
Klaus-Börge Boeckmann. Digitales Lehren und Lernen in der Pandemie – Notlösung oder digitaler Mehrwert, In: Digitales Lehren und Lernen im DaFZ-Unterricht. Herausforderungen – Potentiale – Auswirkungen der Corona Pandemie. Kassel 2021.
Pilotstudie in Kooperation mit der IHK-Akademie Koblenz e.V.:
Fachsprachliche Probleme und Sprachfördermaßnahmen bei Auszubildenden mit Deutsch als Zweitsprache
Autorin: Jewgenia Weißhaar
Übersicht über Lehrveranstaltungen für (Lehramts-)Studierende aus den letzten Semestern
(Institut für Germanistik und Zertifikat “Sprachbildung und Deutsch als
Zweit- und Fremdsprache (DaFZ)”)
Seminar: Kontrastive Spracharbeit
Die kontrastive Linguistik arbeitet sprachvergleichend, um so systematisch Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachen feststellen zu können. Vor dem Hintergrund sprachlich heterogener Klassenzimmer gewinnt eine solche Sprachbetrachtung derzeit wieder stärker an Bedeutung. Insbesondere im schulischen Kontext ist eine Kenntnis verschiedener Herkunftssprachen zugewanderter Schülerinnen und Schüler von großem Vorteil, um Zweitspracherwerbsprozesse besser beurteilen und unterstützen zu können.
Im Seminar geht es zunächst um Grundlagen und Methoden der kontrastiven Linguistik, bevor im Anschluss eine Vielzahl verschiedener Herkunftssprachen zwei- oder mehrsprachiger SchülerInnen (Persisch, Türkisch, Arabisch, Russisch, Kurdisch, …) fokussiert werden, um diese auf verschiedenen linguistischen Ebenen (Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik, …) mit dem Deutschen zu vergleichen.
Auf Basis dieser Grundlagen werden Lehrvideos für DaZ-Lerner*innen (von der Grundschule bis zum Gymnasium) erstellt, in denen ein bestimmter grammatikalischer Aspekt (z.B. der Satzbau, die Artikel, Kasus- oder Genusformen etc.) im Vergleich zwischen ihrer Herkunftssprache und dem Deutschen betrachtet wird. Eine solche Gegenüberstellung erlaubt es den Lerner*innen, zentrale Unterschiede in der Struktur der Herkunftssprache mit der Zielsprache Deutsch zu verstehen – was wiederum das Lernen des Deutschen erleichtern kann.
Seminar: Sprachdiagnostische Verfahren
Dr. Kerstin Kallass
Die Fülle sprachdiagnostischer Verfahren, insbesondere für die Zielgruppe der ZweitsprachlernerInnen, hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Bei einem genaueren Blick auf die verschiedenen Screenings, Tests und Beobachtungsinstrumente zeigt sich jedoch, dass viele Verfahren zum einen nur wenig aussagekräftige und anschlussfähige Ergebnisse liefern, zum anderen aus linguistischer Perspektive zumindest diskussionswürdig sind.
Neben einer Einführung in die Grundlagen von Zweitspracherwerbstheorien und -sequenzen liegt ein Schwerpunkt des Seminars auf der Sprachstands- und Sprachentwicklungsdiagnostik. Es soll herausgearbeitet werden, welche der bereits existierenden sprachdiagnostischen Verfahren sich wie und warum für bestimmte Zielgruppen (nicht) eignen und welche linguistischen Kriterien an solche Verfahren anzulegen sind. Im Rahmen des Seminars wird es zudem die Gelegenheit geben, die entsprechenden Instrumente auszutesten, auszuwerten und nach Möglichkeit weitere Maßnahmen (Förderung, Anschlussdiagnostik …) zu entwickeln.
Seminar: Schriftspracherwerb in der Zweitsprache Deutsch
Dr. Kerstin Kallass
Der Schriftspracherwerb in der Zweitsprache (L2) Deutsch ist ein oftmals schwieriger und vielschichtiger Prozess: „Auf der einen Seite gibt es Lernende, die mit sehr geringen L2-Kenntnissen und sehr geringen vorschulischen Schriftspracherfahrungen eingeschult werden und den grundlegenden Prozess der Alphabetisierung und des Schriftspracherwerbs in der L2 durchlaufen. Auf der anderen Seite gibt es Seiteneinsteiger, die auf der Basis erstsprachlich erworbener Schriftsprachkenntnisse in kürzester Zeit L2-Kenntnisse und Schreibkonventionen erwerben müssen.“ (Grießhaber 2010, S. 228).
Im Seminar geht es unter anderem um die Fragen, wie sich der Schriftspracherwerb in der Zweitsprache Deutsch gestaltet, welche Vorerfahrungen aus der Erstsprache hierbei genutzt werden können, welche Unterschiede sich zur erstsprachlichen Schreibdidaktik ergeben und welche Probleme hieraus resultieren können. Im Anschluss werden diese Erkenntnisse auf authentische Texte von L2-Lernern aus Grundschulen und der Sekundarstufe angewendet und didaktische Herausforderungen und Möglichkeiten erarbeitet.
Grießhaber, Wilhelm (2010): Schreiben in der Zweitsprache Deutsch. In: Ahrenholz, Bernt/Oomen-Welke, Ingelore (Hrsg.): Deutsch als Zweitsprache (=Deutschunterricht in Theorie und Praxis 9). Baltmannweiler, Schneider Verlag Hohengehren, S. 228-238.
Seminar: Sprachdiagnose und Sprachförderung
Dr. Kerstin Kallass
Die Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache im Rahmen einer systematischen Sprachförderung rückt vor dem Hintergrund sprachlich heterogener Klassenzimmer immer stärker in den Fokus von Lehramtsausbildung, Schulen und Forschung. In den letzten Jahren wurden umfangreiche Konzepte entwickelt, die erstens die Mehrsprachigkeit der Schülerinnen und Schüler mit allen Vor- und Nachteilen in den Blick nehmen, zweitens eine Sprachförderung unter Berücksichtigung der Besonderheiten von Fach- und Bildungssprache fokussieren und drittens diagnostisch und fördernd auf einen besseren Bildungserfolg von DaZ-Lernern abzielen.
Neben einer Einführung in die Grundlagen von Spracherwerbstheorien in Erst- und Zweitsprache liegt ein Schwerpunkt des Seminars auf diversen Verfahren zu Sprachstands- und Sprachentwicklungsdiagnostik und deren Eignung für verschiedene Zielgruppen (Grundschule, Sekundarstufe 1 und 2). Zudem wird es einen detaillierten Einblick in konkrete didaktische und methodische Konzeptionen für den Unterricht geben, die auf den betrachteten Diagnoseverfahren aufbauen. Im Anschluss werden sowohl Unterrichtsmaterialien als auch Modellprojekte in den Blick genommen und dies vor allem unter dem Gesichtspunkt einer Sprachförderung im Kontext von Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit. Zentral ist also die Frage, wie Sprachdiagnose- und Sprachförderkonzepte wissenschaftlich fundiert erarbeitet und praktisch eingesetzt werden können, wo Stärken und Schwächen liegen und wie ein zielführender sprachsensibler Unterricht gestaltet werden kann.
Seminar: Fachsprache – Sprache im Fach
Dr. Kerstin Kallass
Das Seminar legt einen Fokus auf all jene fachsprachlichen Besonderheiten, die im schulischen Kontext eine Rolle spielen. Die Ausbildung einer fachsprachlichen Kompetenz (u.a. auf den Ebenen des Wortschatzes, der Textualität oder der innerfachlichen Kommunikation) ist für SchülerInnen die Grundlage für eine fundierte Wissensaneignung in verschiedenen fachspezifischen Kontexten. Beginnend mit den terminologischen Grundlagen und der Fokussierung verschiedener sprachlicher Varietäten werden anschließend unter anderem Lexik, Syntax und Textsorten mehrerer schulischer Fachsprachen in den Fokus genommen und deren spezifische Besonderheiten erarbeitet. Der Umgang mit fachsprachlichen Anforderungen im Unterricht wird ebenso betrachtet wie Konzepte zur fachsprachlichen Bildung („language across the curriculum“, sprachsensibler Fachunterricht, …), insbesondere bei Lernenden mit Deutsch als Zweitsprache.
Seminar: Mehrsprachigkeit – Sprache und kulturelle Identität in mehrsprachigen Lebenswelten
Integratives Seminar Literatur- und Sprachwissenschaft Dr. Iris Meinen/Dr. Heike Rettig
Weltweit ist Zwei- und Mehrsprachigkeit die Regel und Einsprachigkeit die Ausnahme. Zweisprachigkeit bedeutet aber in aller Regel kein gleichwertiges „Nebeneinander von Sprachen in einer Person“ (Keim 2016, S. 9) im Sinne einer doppelten Einsprachigkeit, sondern es zeigen sich in der Sprachpraxis eines mehrsprachigen Menschen, in den „mehrsprachigen Lebenswelten“ (Keim 2016) vielfältige und veränderbare Verhältnisse zwischen den beteiligten Sprachen. Damit verknüpft sind oftmals verschiedenste Formen ‚gemischter’ Sprechweisen (wie Code-Switching, Code-Mixing, ethnolektales Sprechen, Crossing), bei denen in unterschiedlicher Weise zwei oder mehrere Sprachen und Varietäten beteiligt sind. Durch eine Sprachpraxis, die sich aus mehreren Sprachen gleichzeitig speist, werden „Grenzen von Varietäten verschoben oder infrage gestellt“, und „das sprachliche Repertoire – von Ansässigen wie Zugewanderten – […] verändert.“ (Erfurt 2003. S. 6).
In der jüngeren Forschung wird zudem verstärkt der Zusammenhang zwischen Sprache, Kultur und kultureller Identität thematisiert. ‚Gemischte’ Sprechweisen und das „Überspringen“ von Sprachgrenzen (Hinnenkamp/Meng (2005) werden als Ausdruck eines ‚fließenden’, polykulturellen, ‚hybriden’ Selbstverständnisses aufgefasst: Die „Art und Weise, wie der Sprecher Sprachen und Varietäten gebraucht, kombiniert, mischt, separiert und neu kreiert, ist Ausdruck seiner jeweiligen sozialen und kulturellen Identität. Der Grad der sprachlichen Hybridisierung ist ein wesentliches Indiz für die Positionierung des Individuums im plurikulturellen Raum, d.h. im Spannungsfeld der Kulturen“, fasst Zinn (2009, S. 8) zusammen.
Aber nicht nur durch solche hybriden/gemischten Formen des Sprechens, sondern auch durch andere sprachliche Aktivitäten machen Kommunikationsteilnehmer*innen ihre kulturelle Zugehörigkeit bzw. Andersheit in der Interaktion relevant – oder eben auch nicht. „Kulturelle Zugehörigkeiten und Abgrenzungen sind nicht einfach vorhanden (z.B. aufgrund verschiedener Muttersprachen, Geburtsorte, Hautfarben, Nationalitäten etc.), sondern werden in zwischenmenschlichen Interaktionen (re)produziert, fokussiert, bestätigt oder modifiziert“ (Günthner 2013, S. 370). Dieser Prozess wird, wird als „doing culture“ bezeichnet. Differenz zeigt sich aber auch in kulturell unterschiedlich ausgeprägten Normalitätserwartungen in Bezug auf die Realisierung sprachlicher Handlungsmuster und Praktiken (z.B. im Bereich sprachlicher Höflichkeit) – auch hier ist die Perspektive mehrsprachiger, polykulturell geprägter Menschen besonders spannend.
Nach der Erarbeitung der Grundlagen zum Zweitspracherwerb und den Formen und Funktionen der ‚gemischten’ Sprachformen werden wir uns im Seminar den oben angesprochenen Zusammenhängen von Sprache und Darstellung/Relevantsetzung kultureller Identität widmen. Als fruchtbare soziolinguistische Forschungsmethode haben sich im Bereich der sprachbiographischen Forschung narrative Interviews erwiesen. Ergebnisse der auf solchen Interviews basierenden Forschung sowie die Methode und die Analysedimensionen von narrativen Interviews werden im Seminar erarbeitet und die Methode in der Praxis durch die Seminarteilnehmer*innen erprobt.