Gedanken aus dem Mittelbau

Die aktuelle Situation aus Sicht des Mittelbaus. Nachfolgend eine Übersicht der Statements in Form von Sorgen, Wünschen und Perspektiven der Mitarbeiter*innen des Campus Koblenz .

Ich arbeite gerne an der Uni Koblenz, weil…

Wegen meiner tollen KollegInnen und der familiären Atmosphäre 
es sehr viele engagierte KollegInnen gibt, die sich in den unterschiedlichsten Bereichen engagieren und damit die familiäre Atmosphäre der Uni fördern.
Ich forsche leidenschaftlich gerne – schön zu sehen, wenn die Gedanken, die man sich macht, in der Fach-Community ankommen und ganz allmählich auch den Diskurs mitprägen.
… ich mag die Lehre und wenn es mir gelingt, Studierende thematisch zu begeistern, aufzuwecken, manchmal auch zu irritieren .
Die Atmosphäre stimmt und trotz der kurzen Wege und kleinen Ausstattung doch einige große Köpfe zu finden sind
…guter sowie respektvoller Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen und Studenten herrscht.
… es mich erfüllt, meine praktischen Schulerfahrungen so weiterzugeben, dass angehende LehrerInnen davon theoriebasiert und praxisnah in höchstem Maße davon profitieren können.
… ich 1. hier verwurzelt bin und nach Jahren des Studiums etc. gerne wieder zurück gekommen bin (Koblenz halt ;-))
…sich viele Mitarbeiter trotz der geringen Mittel und schlechten Ausstattung sehr engagieren und es immer wieder gelingt, Studierende zu begeistern und so ein wichtiger Beitrag zur LehrerInnen-Ausbildung geleistet wird.
Die Uni als kompakte, aber thematisch breite Einrichtung viel Potenzial hat, agiler und interdisziplinärer zu sein als andere.
… Wir haben viele tolle, kollegiale und engagierte Mitarbeiter*innen. (Aber sie werden im “Durchlauferhitzer Uni” zunehmend “verbrannt”.)
… es immer wieder aufs Neue viele spannende, abwechslungs-reiche Aufgaben gibt, die mich fordern und meine Weiterentwick-lung fördern.
Weil es trotz all der widrigen Umstände immer wieder mal gelingt ein wenig meiner Begeisterung für das eigene Fach in die Augen der Studierenden zu übertragen.
sie einen einzigartigen, familiären Charakter aufweist und trotz ihrer kleinen Größe ein breites Spektrum an Fachrichtungen abdeckt.
… sie zu Koblenz und der Region gehört und ich gern dazu beitrage, die Region in einer ansonsten ländlichen Gegend akademisch zu halten.

 

Gute Arbeit bedeutet für mich…

Zeit zum Denken, austauschen und neu entdecken   
, insbesondere für den akademischen Bereich, auch genügend Freiraum zu haben, um Sachverhalte kritisch zu hinterfragen und zu erforschen. Ein ausschließlich auf Effizienz ausgerichtetes Abarbeiten von Routineaufgaben entspricht nicht dem Anspruch an eine Universität.
Inspiration sein für Studierende, um das Morgen neu zu denken
als Lehrender auf die Studierenden individuell eingehen und als Forschender entsprechende Freiheiten im Hinblick auf die Ressourcen (v.a. Arbeitszeit) zu haben.
Professionalität im Umgang mit den Studierenden, den Kolleg*innen und der eigenen Forschung
Finanzielle Sicherheit
mich auf Forschung zu konzentrieren und mich nicht um bürokratische Aufgaben zu kümmern, die in anderen Organisations-einheiten der Uni verortet sind/sein sollten.
… Zeit für persönlichen Diskurs; in Lehre und Forschung.
… Selbstwirksamkeit und Sinnhaftigkeit zu spüren. Raum für (gemeinsames) Nach- und Weiterdenken haben.
Studierende auf den zukünftigen Job so vorzubereiten, wie es in der späteren (schulischen) Praxis TATSÄCHLICH aussieht.
Sichtbar mit meinen Forschungsschwerpunkten zu sein
Unbefristete Arbeitsverträge die es auch ermöglichen langfristig zu denken und zu arbeiten
dass ein gutes Arbeitsumfeld vorliegt und gute klimatische und gesundheitsförderliche Verhältnisse herrschen!
sich um den Inhalt der Arbeit Gedanken machen zu können, nicht um befristete Arbeitsverträge, fehlende Grundausstattung oder Unterfinanzierung und fehlende Mitarbeiter …
Freiraum für Kreativität, gründliches Nachdenken und offene Kollaborationen mit Kollegen und Studierenden … kurz Zeit und Flexibilität
Verantwortung für Studierende
mich sorglos zum Wohle unserer Studierenden und damit unser aller Zukunft auf meine Arbeit konzentrieren zu können
mit hohem Einsatz in der Lehrerausbildung mitzuhelfen und darüber hinaus noch Zeit zu finden, auch in der Forschung aktiv zu sein.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Kollegial und kooperativ an der Umsetzung einer Idee zu arbeiten.
Dass meine Arbeit wertgeschätzt wird und letztlich auch Spaß macht!

 

Die Unterfinanzierung der personellen Ausstattung bedeutet für mich…

Keine Perspektive an der Uni Koblenz zu haben
, dass das Land nicht daran interessiert ist, dass ich in Rheinland-Pfalz meine Promotion abschließe.
…beim Festhalten an den Plänen zum Stellenabbau den Wegfall meiner Stelle und damit auch das Scheitern meines Promotions-vorhabens.
ein Leben unter ständiger Unsicherheit, was sich auch in einer fehlenden Identifikation niederschlägt
Perspekitvslosigkeit und v.a. Respektlosigkeit des Landes gegenüber guter Forschungsleistung.
die Übernahme von Aufgaben, die nicht zu meiner Stelle gehören.
Angst, dass die tollen Kolleg*innen aus Mittelbau UND ProfessorInnenschaft das sinkende Schiff verlassen könnten bzw. vermutlich werden
Ziellosigkeit von Regierung und Universitätsleitung
den Wegfall meiner Arbeitsstelle und Promotionsmöglich-keit, Umzug in ein anderes Bundesland und an eine andere Universität.
das Gefühl zu haben, dass meine Arbeit nichts wert ist
…eine Verdopplung des Lehrdeputats und damit ein Wegfall von Forschungstätigkeit.
viele, viele Überstunden, die ich weder abbauen kann noch bezahlt bekomme.
Dadurch ist die Weiterqualifizierung nach der Promotion leider kaum möglich.
das Eingeständnis, dass es nur um Quantität und nicht um Qualität geht. Wer zahlt den Kapazitätserhalt? Die Menschen, die sich etwas Anderes wünschen: die Lehrenden und Studierenden und am Ende wir alle. 
… dass die Landesregierung keinerlei Respekt vor den Angestellten, Studierenden und der Region hat.
dass RLP nicht (ansatzweise!) bereit ist, so viel Mittel in die Bildung zu stecken, wie benötigt werden. Dies führt zu einer Überbelastung – gerade auch des MIttelbaus – und damit letztlich zu einer Lage für unsere Studierenden, die kaum zu vertreten ist…
… dass ich jetzt schon nach einem neuen Job suche und bei nächster Gelegenheit gehen werde.
ein “Mit-den-Füßen-Treten” des höchsten Gutes, das wir haben und weitergeben sollen und wollen: Bildung – der Kitt einer jeden Gesellschaft
seit 20 Jahren extreme Mehrarbeit
In einer Abteilung zu arbeiten, die kontinuierlich unterbesetzt ist und mit Lehraufträgen sowie persönlichem Engagement künstlich den Betrieb aufrecht erhält.
dass ich meine Forschungstätigkeiten einstellen muss und dass zukünftige Studierende keinen Einblick mehr in universitäre Forschung erhalten und das Studium zunehmend verschult wird.

 

Für die Gesellschaft/Region/Bildung bedeutet das…

Für die Region bedeutet das eine Universität mit schlechter Ausstattung zu beherbergen, welche sich weniger als Ort der Entwicklung und Innovation versteht, sondern aufgrund der Unterfinanzierung eine reine Ausbildungsstätte darstellt, die mit der Qualität gut ausgestatteter Universitäten nur bedingt mithalten kann
Bildung kleinzurechnen, was zu antidemokratischen Tendenzen führen kann
… das künftig angehende Lehramtsgenerationen in der 1. Phase der Ausbildung keinen frühzeitigen und kontinuierlichen Einblick in die Strukturen von Schule und Unterricht mehr erhalten.
… die aktuelle Situation ist ein schlechtes Zeichen: mangelnde Wertschätzung! Aktuell auch sichtbar durch seltsame Zuschnitte von Ministerien in RLP
…, dass die Landesregierung unter Coronabedinungen einen Haushaltsplan verabschieden muss, in dem Einsparungen getätigt werden müssen. Bildung war in gesellschaftlichen Krisenzeiten schon immer Luxus!
Die Stadt Koblenz trägt dann zu Unrecht den Titel “Universitätsstadt” und die großen Unternehmen wie CGM, Debeka und Co. werden Ihre Arbeitsstätten, vor allem im Bereich IT, in andere Städte verlagern. Die Region stirbt.
Dass wir als Gesellschaft unserer Bildungsverantwortung gegenüber den zukünftigen Generationen nicht gerecht werden. 
… ich 1. hier verwurzelt bin und nach Jahren des Studiums etc. gerne wieder zurück gekommen bin (Koblenz halt ;-))
ein (bestenfalls langsames) Ausbluten des Universitätsstandorts Koblenz. Statt neue Projekte/Kooperationen mit Partner aus der Region zu etablieren, verlieren wir nicht nur kluge Köpfe für die Region, sondern schwächen das Bildungssystem in RLP durch schlecht ausgebildete Lehrer.
den Verlust von Ansehen und das Vertrauen in Politik und Wahlversprechen
Dass die Hoffnung auf eine wettbewerbsfähige Region nicht eingelöst werden wird, da kluge und innovative Köpfe nur von guter Bildung angelockt werden.
Insgesamt bedeutet das Vorgehen für (das nördliche) Rheinland-Pfalz eine erhebliche Sparmaßnahme im Bildungsbereich. Das ist in der heutigen Zeit nur schwer vermittelbar.
Einen Innovationsfaktor zu verlieren, der insbesondere auch agile Technikunternehmen anzieht
 …die langfristige Schließung der Uni oder eine Rückstufung zur erziehungswissenschaftlichen Hochschule durch die Hintertür bedeutet, welche die Landesregierung aus wahltaktischen Gründen nicht offen kommunizieren möchte.
, dass Unternehmen aus der Region die Universität als potentiellen Forschungspartner und Arbeitgeber für Absolventen nicht mehr ernst nehmen.

 

Ich wünsche mir…

Eine Ausstattung für die Uni Koblenz, die es erlaubt den Aufgaben einer Universität nachzukommen Eine innovative und zukunftsfähige Personalstruktur, die Entwicklungen ermöglicht und erlaubt   
dass endlich verstanden wird, dass im Bereich der Bildung, Forschung und Lehre nicht gespart werden darf!!
…die Politik (über alle Parteien hinweg) einmal ihre Wahlversprechen hinsichtlich der der Bedeutung der Bildung ernst nimmt und entsprechend handelt.
Ich wünsche mir, dass die Campusleitung aufsteht und sagt, dass sie auf unserer Seite steht, mit uns fühlt und auch so handelt!
….man den Schulterschluss mit der umliegenden Region (Politik, Zivilgesellschaft, Industrie, Handel, Kommunen) sucht und sich gemeinsam für den Hochschulstandort Koblenz stark macht.
eine unbefristete Stelle, genügend Lehrende, Zeit für die Forschung und Zeit für Weiterqualifizierung nach der Promotion.
…dass sich der Begriff der Lehrkräfte-BILDUNG durchsetzt – es geht eben NICHT um eine AUSBILDUNG für einen “Job”, auf den wir Studierende “vorbereiten” – wir brauchen in fachwissen-schaftlicher, fachdidaktischer, pädagogischer und persönlicher Sicht GEBILDETE Studierende, die insbesondere die  tradierten, fachdidaktischen Konzepte in den Schulen kritisch hiterfragen und weiterentwickeln können.
Dazu bräuchte man auch mehr Zeit – z.B. einen 4-semestrigen Master im Grundschullehramt (wie in anderen Bundesländern) – und natürlich die dazu notwendigen personellen “Ressourcen” (wie es so schön auf Amtsdeutsch heißt)
Eine Mittelverteilung, die nicht so aussieht, als wäre sie durch persönliche Beziehungen etabliert.
…eine wettbewerbsfähige Ausstattung für die Uni Koblenz, um endlich ihr vorhandenes Potential mit bestehenden, aber befristet angestellten Mitarbeiter*innen, entfalten zu können.
Dass Bildung anerkannt wird, auch wenn sie im kapitalistischen Sinne kein direktes Geld abwirft!
Das wertgeschätzt wird, dass exzellente Forschung nicht nur an wenigen zentralen großen “Elite”-Universitäten gemacht wird, sondern auch kleinere Universitäten Aufmerksamkeit und eine realistische Finanzierung verdienen – auch um als Land in der Fläche attraktiv zu bleiben und Jugend innovativen Menschen auch vor Ort Perspektiven zu bieten
, dass wir kurzfristig zwei Wochen streiken und nicht lehren, sodass wir ein deutliches Signal senden
eine Universitätsleitung, die nicht einfach Befehle ausführt, sondern für die Mitarbeitenden die Stimme erhebt!!!
finanzielle Sicherheit, die mir zeigt, dass meine Arbeit Wertschätzung erfährt und gleichzeitig den nötigen Spielraum, um Forschung und Lehre miteinander verbinden zu können, damit auch künftige Studierende in Ihrem Studium das vorfinden, was sie erwarten
…die Abschaffung des PL und dass die eingesparten Ressourcen, ohne politische Einflussnahme an die UNI Koblenz gehen.
… die Wahrnehmung des Bildungsauftrages als zentrales Element einer aufgeklärten Gesellschaft.
Eine Universitätsleitung, die integer die finanziellen und personellen Bedarfe für gute Lehre gegenüber dem Ministerium vertritt und sich dem Trend der Unterfinanzierung aktiv entgegenstellt.
, dass zunächst der interne Vorgang der Öffentlichkeit transparent gemacht wird. In einer unverblümten Beschreibung wurde die Universität durch die Landesregierung zur Unterzeichnung eines “Diktatfriedens” gezwungen, mit dem sich die Universität zu einer mindestens gleichbleibenden Leistung trotz des massiven Stellenabbaus verpflichtet. Dass das völlig utopisch ist, verstehen auch Unbeteiligte.
bessere Kommunikation, Partizipation, Mitentscheidung auf allen Ebenen, Transparenz, Zuverlässigkeit, Verlässlichkeit
dass innovativ gedacht wird, um die Universität Koblenz als Zukunftsstandort zu etablieren
Dass wertgeschätzt wird, dass Uni auch Wissenschaft bedeutet.

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