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Making Of – Wenn die Kneipe plötzlich leer bleibt

Teil 4 : Projektarbeit in Zeiten von Corona

Ein Studienprojekt über eine Kneipe? Klingt lustig – ist es auch! Aber es ist auch eine Menge Arbeit. Vor allem in Zeiten von Corona.

Über das Projekt

Wir – Jan, Paul und Rebekka – studieren Kulturwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau am Campus Koblenz. Uns eint unter anderem unsere Verbundenheit zu Koblenz und unser Interesse an der Kneipenkultur. Genau daraus ist ein gemeinsames Projekt entstanden. 

Als Beitrag zum übergeordneten Projektthema “Orte in Koblenz” wollten wir etwas wählen, zu dem wir einen direkten Bezug haben. Etwas, das uns alle eint. Und so fiel unsere Wahl auf unsere Liebe zu Kneipen. Ebenso schnell entschieden wir uns für den Handelshof als typische Koblenzer Kultkneipe. Auch Wirt Marcel war sofort begeistert und schon konnte unsere Projektarbeit beginnen.

Von Stolpersteinen und Neuanfängen

Der Anfang lief gut. Im Januar konnten wir erste Aufnahmen machen und ein langes Interview mit Marcel führen. Doch als wir dann in unseren Semesterferien im März richtig loslegen wollten, ging gar nichts mehr – die Corona-Pandemie hatte auch Deutschland erreicht und das Gastronomieleben völlig lahmgelegt. Also erst einmal zwei Monate Pause machen bis zum Ende des Lockdowns. Doch danach war nichts wie zuvor. Abstand halten, Masken tragen, Sperrstunde. Von der ehemals urigen Kneipenatmosphäre war nur noch wenig zu spüren. Das ursprüngliche Projekt weiter zu verfolgen erschien uns unmöglich. Also musste ein neues Konzept her. Genau wie Wirt Marcel und seine Gäste mussten auch wir uns an die neuen Gegebenheiten anpassen.  

Als sich der Zustand im Sommer endlich etwas normalisiert hatte, gingen wir das Projekt mit neuem Konzept an. Auch für uns war es etwas Besonderes, endlich wieder in einer Kneipe zu sein und ein frisch gezapftes Bier trinken zu können. Und so ließen sich die neuen Eindrücke gut einfangen und wir konnten weitere spannende Gespräche führen. 

 

Doch ständig änderten sich die Gegebenheiten – Sperrstunde bis 22 Uhr, Sperrstunde bis 22:30 Uhr und dann keine Sperrstunde mehr. Textentwürfe mussten ständig überarbeitet und aktualisiert werden. 

Der zweite Lockdown

Nach dem Pandemie-Sommer, in dem man irgendwann fast von einer neuen Normalität – zwar mit strengeren Regeln, aber endlich wieder mit mehr Freiraum – sprechen konnte, begannen die Zahlen im Herbst auf einmal wieder zu steigen. Plötzlich wurde ein zweiter Lockdown für die Gastronomie angekündigt. Ab dem 02. November würde wieder Stille im Handelshof einkehren. Das sorgte auch bei uns für Stress, wollten wir doch noch ein paar letzte Bilder im Handelshof aufnehmen. Und so machten wir uns am 01. November noch einmal auf den Weg in den Handelshof, um das letzte Material zu sammeln und ein letztes Bier zu trinken. 

Auch wenn sich niemand von uns über den zweiten Lockdown gefreut hat, haben wir es nun endlich geschafft, unser Projekt fertigzustellen. Wobei “fertig” eigentlich das falsche Wort zu sein scheint. Unser Projekt ist eher eine Momentaufnahme aus einer außergewöhnlichen Zeit. Denn die Corona-Pandemie wird andauern und niemand weiß, welche Herausforderungen den Handelshof noch erwarten werden. 

Mehr als nur ein Projekt

Auch wenn – oder gerade weil – das Endprodukt ganz anders geworden ist, als anfangs geplant,  so war die Projektphase etwas ganz Besonderes für uns.

Wir haben gelernt, dass ein guter Plan nicht ausreicht. Man muss flexibel, anpassungsfähig und spontan sein, auf aktuelle Gegebenheiten eingehen können und kreativ an Lösungen arbeiten, um ein authentisches Projekt zu schaffen. Und wir hoffen sehr, dass uns genau das gelungen ist.

Statt einer statischen Geschichte über den Handelshof und seinen Schnittpunkt zwischen Arbeit und Freizeit ist ein Projekt über die vielleicht schwerste Zeit, die die Kneipe Handelshof je hatte, daraus geworden. Über ein halbes Jahr lang haben wir den Ort Handelshof, den Wirt Marcel sowie seine Angestellten und Gäste begleitet. Von Normalität über einen nie dagewesenen Ausnahmezustand bis hin zu einer vorerst neuen Normalität und letztendlich einer ungewissen Zukunft haben wir alles erlebt.

Während dieser langen Zeit und intensiven Auseinandersetzung mit dem Handelshof ist uns einmal mehr bewusst geworden, was diesen Ort so besonders macht und warum unsere Wahl goldrichtig war. Auch wir sind zu einem Teil der “Handelshof-Familie” geworden. Und genau diese Erfahrung konnte unserem Projekt einen letzten authentischen und liebevollen Schliff geben.

Ausblick auf bessere Zeiten

Zuletzt bleibt uns nur noch, dem Handelshof mitsamt seinen Angestellten und Gästen alles Gute für die Zukunft zu wünschen. Auch wenn der zweite Lockdown eine weitere Herausforderung darstellt, sind wir zuversichtlich, dass die Handelshof-Familie auch diese schwierige Phase gemeinsam meistern wird. 

Denn hier hält man zusammen – und das zählt. 


Noch nicht genug vom Projekt? Hier geht es zurück zu den vorherigen Seiten:

Über die Kneipe Handelshof

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