Franziska Bolz im Portrait
Franziska Bolz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Ethnologie am Institut für Kulturwissenschaften an der Universität Koblenz-Landau. In ihrer Lehre interessiert sie sich vor allem für Kunst, materielle Kultur, Afrika und Mensch-Umweltbeziehungen.
Daher startet sie vor zehn Jahren ein Promotionsprojekt zu der besonderen Tinga-Tinga-Malerei in Tansania. Ein wichtiger Schritt in Richtung Doktortitel.
Um diesen Schritt zu gehen, meldet sie sich zu einer Individualpromotion an. Die erste Idee dazu kommt ihr während eines Volontariats in Hannover. Dort begegnet sie unterschiedlichen Gebrauchsgütern und Bildern. Was ein Zufall, dass die Abteilung zur Kunst Afrikas an der Freien Universität Berlin frei wird. Sie erzielt ein Promotionsstipendium beim evangelischen Studienwerk sowie ein Feldforschungsstipendium vom DAAD. Nun steht Franziskas Forschung nichts mehr im Wege.
Vorbereitung auf den Aufenthalt
Doch was gibt es zu bedenken, wenn man ins Feld aufbricht? Franziska Bolz macht das Reisen Spaß. Nach Tansania bestehen bereits Kontakte. In der Hauptstadt Arusha gewöhnt sie sich bei einer Bekannten aus Deutschland in dem fremden Land ein. Zur Vorbereitung hatte sie sich erstes Wissen für ihre Forschung angelesen. Doch ihre Feldforschung lebt von neuen Kontakten und der Kommunikation mit unterschiedlichen Akteuren. Nur so kann die Forscherin die Menschen und das Leben vor Ort erfahren und daran teilnehmen.
Mit der Landessprache Suaheli ist sie bei Beginn des Aufenthaltes schon ein wenig vertraut. Denn vor ihrer Anreise hatte sie einen Sprachkurs absolviert. Hierbei lernte sie nicht nur die Sprache, sondern machte dabei noch eine ganz andere Erfahrung:
“Das war spannend zu sehen, wie man sich vielleicht fühlt als Beforschte.”
Tingatinga-Malerei – “bunt, charakteristisch, plakativ”
Die Tingatinga-Malerei stammt aus Tansania. Ihre Wurzeln liegen in Daressalam, einer Küstenstadt des ostafrikanischen Landes. Begründer und Namensgeber der Kunstrichtung ist Edward Saidi Tingatinga (1932-1972).
Die studierte Ethnologin und Kunsthistorikerin ist enttäuscht, dass Kunstgeschichte vor allem europäische Kunst fokussiere. So erforscht sie die ursprünglich aus Holz und Lackfarben entstandene Kunst in Tansania. Dort begegnen ihr diese Bilder überall. Sie beschreibt sie als “bunt, charakteristisch und plakativ”. Sie werden vielfach verwendet – als Souvenir, Kunstwerk, Buchillustration oder Gebrauchsgegenstände. Die Arbeiten werden durch den Tourismus schnell auch in Europa populär.
Bis heute hat sich die Popularität der Malerei jedoch gewandelt. In den 1990er Jahren war sie in Europa bekannt. Heute ist hingegen ein höheres Interesse in asiatischen Länder zu verzeichnen. Um der wenigen wissenschaftlichen Literatur über Tinga-Tinga entgegenzuwirken, widmet Franziska Bolz ihre Dissertation dieser Kunst.
Während ihrer Zeit in Tansania malt sie selbst ein Bild im Tingatinga-Stil. Für die teilnehmende Beobachtung, die die ethnografische Forschung prägt, ist das sehr wichtig. Antony, einer ihrer Forschungspartner, hilft ihr dabei. Sie kaufen einen fertigen Rahmen. Die Leinwand muss aber noch geschliffen und grundiert werden. Dann zeigt er ihr die Technik zum Malen. Die Herstellung eines solchen Gemäldes im populären Stil beschreibt die Forscherin als ,,nicht schwierig‘‘. Dafür ist sie aber umso zeitaufwändiger. Erst nach ihrem Selbstversuch wird ihr das wirklich klar.
Forschungsalltag und Coming-Home
Die Hauptzeit der Feldforschung verbringt Franziska Bolz in der Stadt Daressalam. So gewöhnt sie sich zunächst in einer ansässigen Familie an ihre Umgebung und Sprache. Zur intensiven teilnehmenden Beobachtung wechselt sie später in das Haus eines Kunsthändlers in einer Tingatinga-Community. Dort lernt sie viele Maler*innen und Kunsthändler*innen kennen. Abschließend lebt sie bei einer europäischen Praktikantin, um ihren Forschungsaufenthalt abzurunden.
Als sie wieder nach Hause kommt, ist sie mit unterschiedlichen Gefühlen konfrontiert. Es braucht ein wenig Zeit, um sich an das kalte Deutschland zu gewöhnen. Sie muss ihre Eindrücke ordnen und sich dem Kontrast des Lebensalltags anpassen.
Die Forscherin begibt sich in den Verschriftlichungsprozess ihrer Forschung. Die daraus resultierende Dissertation ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer beruflichen Laufbahn. Seit ihres Feldaufenthaltes sind inzwischen zehn Jahre vergangen. Auch heute widmet sich Franziska Bolz Forschungsinhalten mit vielerlei Facetten. Denn so kann man Kunst (er)leben.
Dieser Beitrag wurde von Julia Barth, Lisa-Marie Schwab, Alena Erfeling und Lorena Keikert verfasst. Die Bilder wurden von Franziska Bolz zur Verfügung gestellt.