Italien 2015 – Link Campus

– by Vitalij Kretz

Der erste Tag – Oder: Alle Wege führen nach Rom

Der Wecker klingelt. Aufstehen, Zähne putzen, Kaffee. Eigentlich ein ganz normaler Morgen. Allerdings ist es halb Fünf, und um 08:10 Uhr geht der Flieger nach Rom. Noch schnell die letzten Kleinigkeiten eingepackt, von der Freundin verabschiedet und ab nach Frankfurt-Hahn. Am Flughafen ist fast nichts los, das Gepäck ist innerhalb von 5 Minuten aufgegeben. Noch ist Zeit. Wieder Kaffee. Ab zur Sicherheitskontrolle. Abschied von den Eltern. Boarding.

Platz gefunden, eBook-Reader ausgepackt, und schon sind wir in der Luft. Nach einem ereignislosen Flug gehen die Anschnall-Lampen an. Bereit zur Landung. Aussteigen, und ab zum Gepäckschalter. Gott sei Dank müssen wir nicht lange warten. Draußen erwartet uns bereits der bestellte Taxifahrer und hält ein Schild mit unseren Namen hoch. Ab ins Hotel. Unterwegs sammeln wir erste Eindrücke von Italien. Verkehrsregeln: Eher optional. Der Standstreifen wird gerne als Überholspur verwendet.

Zeitgleich mit uns trifft Giulia, unsere Kontaktperson von der römischen Universität, am Hotel ein. Sie hilft uns beim Einchecken im Hotel und fährt mit uns zur Uni. Unterwegs kaufen wir noch ein Monatsticket, mit dem wir für 35€ alle Verkehrsmittel unbegrenzt nutzen können. Günstiger als in Koblenz.

An der Uni stellt Giulia uns dem Leiter des dortigen International Office vor. Alle sind unglaublich nett, das Englisch ist besser als erwartet. Ab in die Mensa. Im 4. Untergeschoss teilt sich die Uni ihre Kantine mit der benachbarten Grundschule. 6€ für ein Hauptgericht, Beilage, Brot und Wasser. Ziemlich lecker. Danach zurück ins Hotel. Den Weg fanden wir dank Giulias Beschreibung problemlos.

Das Hotel hat 4 Sterne, allerdings war die letzte Beurteilung wohl schon einige Jahre her. Naja, für den Oktober reicht es, Giulia kümmert sich derweil noch um eine Wohnung für uns. Was ein Service! Obwohl unser Zimmer nicht zur Stadt hin zeigt, ist der Ausblick nicht schlecht.

Nachdem die Sachen erstmal verstaut sind eine kleine Ruhepause. Wir entscheiden uns die Erkundung Roms zu beginnen. Mit dem Hotel-Shuttle zur Metro-Station, die Linie fährt direkt bis zum Colosseo.

Langsam wird es dunkel, also zurück ins Hotel. Erst Bus, dann Metro, dann wieder Bus und schließlich zu Fuß ins Hotel. Daran muss ich mich noch gewöhnen. Vor allem an die nicht existenten Busfahrpläne. Südländische Gelassenheit eben.

Die ersten 5 Tage – Oder: Bürokratie, Antike und wunde Füße

Nach der ersten Nacht im Hotel, die erstaunlicherweise doch recht erholsam war, haben wir uns morgen in Richtung Uni aufgemacht um noch ausstehenden Papierkram zu erledigen. Kaum angekommen haben wir uns mit Giulia direkt zur „Agenzia Entrate“ aufgemacht, um den Codice Fiscale, die italienische Steuernummer zu beantragen. Zitat: „The first thing you get in Italy when you are born is the Codice Fiscale!“. Glücklicherweise hat Giulia im Vorfeld bereits abgeklärt welche Unterlagen wir benötigen, denn die Fahrt dorthin hat gute 40 Minuten gedauert. Hätten wir etwas vergessen: Pech gehabt, Wiederkommen. Unpraktisch dass das Amt nur bis 11:30 offen hat. Wieder einmal verdanken wir Giulias Unterstützung einen reibungslosen Ablauf.

Zurück an der Uni erst einmal Mittagessen, Kaffee, und das schnelle WLAN genutzt. Auf dem Heimweg sind wir noch schnell ins Einkaufszentrum, Verpflegung und, immens wichtig bei einem Aufenthalt im Hotelzimmer, einen Sandwich-Toaster und einen Wasserkocher kaufen. Feierabend für heute.

Am Samstag haben wir dann den ersten richtigen Ausflug eingeplant. Ab in Vatikan. Als wir an der Metro-Station ankommen fängt es an, wie aus Eimern zu regnen. Glücklicherweise tauchen wie aus dem Nichts Straßenhändler auf, die Regenschirme verkaufen. Gekauft. Unendliche Reaktionsgeschwindigkeit, unser VWL-Professor würde sie lieben.


Ankunft am Vatikan. Nach der Sicherheitskontrolle beginnen wir den Aufstieg auf die Kuppel. 600 Stufen. Die ersten 300 sind ziemlich angenehm, schon befinden wir uns im Inneren der Kuppel und bewundern die komplett aus Mosaiksteinen gefertigten Darstellungen. Weiter nach oben. Die nächsten 300 Treppen sind nicht mehr so angenehm. Je weiter man sich dem oberen Ende der Kuppel nähert desto schräger werden die Wände. Die letzten 6 Meter führen über eine Wendeltreppe hoch, bei der gut gebaute Menschen ihre Probleme haben werden. Der Ausblick über die Stadt, wenn auch regnerisch, entlohnt für den Schweiß und die Atemlosigkeit beim Aufstieg

Auf dem Heimweg landen wir in San Lorenzo, dem studentischen Viertel Roms. Auf den ersten Blick ziemlich verranzt, finden sich hier doch einige nette Lokalitäten. Das Cinquecento50 zum Beispiel. Ein kleines Streetfood-Restaurant mit individuellem Charme, leckeren Cocktails und unglaublich leckerer Pizza mit Zutaten aus der Region. 5 von 5 Sterne auf Tripadvisor dafür.

Am Sonntag, der seinem Namen auch gerecht wurde, haben wir uns ohne festes Ziel auf den Weg gemacht die Stadt zu erkunden. Wieder. Der Trevi-Brunnen, ohne Wasser und mit Glasscheiben abgesperrt um die Renovierungsarbeiten nicht zu stören, kann nicht überzeugen. Vielleicht wenn der Brunnen wieder mehr nach Brunnen aussieht. Wir landen in Trastavere, einem der eher einheimischeren Vierteln. Es sieht genauso aus, wie man sich eine Altstadt in Italien vorstellt. Enge Gässchen, kleine Brunnen, überall Restaurants und Cafés. Ich bin verliebt. Wir finden einen Dekoladen, der gleichzeitig eine Cocktailbar ist. Überragend. Die Auswahl an Schnickschnack ist zwar nicht meins, dafür überzeugen die Cocktails.

Montag steht wieder Sightseeing an. Diesmal das Kolloseum. Auf dem Weg schnell ein Cornitto (Croissant) und einen Espresso gefrühstückt (obwohl die Italiener eher Cappucino zum Frühstück trinken, der am Rest des Tages NIEMALS bestellt werden sollte). Wir lassen uns von der Atmosphäre dieses antiken Bauwerks in Beschlag nehmen. Die Sonne tut ebenfalls ihr Bestes, wir wollen gar nicht raus. Am liebsten würde ich mir bei den Darstellern, die vor dem Kolloseum als Legionäre verkleidet die Masse belustigen, 2 Holzschwerter schnappen und Gladiator nachstellen. Aufgrund der Tatsache, dass der Auslandsaufenthalt in Rom erst begonnen hat, verschiebe ich das auf meine letzte Woche hier.

Bevor es wieder ins Hotel geht, besorgen wir uns noch unseren Erasmus-Ausweis. Da die LCU kein eigenes Erasmus-Büro hat, fahren wir an die La Sapienza. Das Büro öffnet mit einer Stunde Verspätung, vermutlich haben die Studenten, die es leiten, mehr als einen Espresso zu Mittag gehabt.

Fazit der ersten 5 Tage: Italienische Gelassenheit: Check. Obligatorische Bauwerke bewundert: Check. Pizza: Check. Espresso: Check. Eine Blase am linken Fuß, kein Wunder bei 65 Kilometern. Mal sehen was die nächste Woche so bringt.

Italienische Bürokratie – Oder: Die spinnen die Römer!

Nachdem wir unsere ersten Tage erfolgreich und ohne große Schwierigkeiten hinter uns gebracht habe, erwartet uns eine Aufgabe für die Götter: Unsere Registrierung in der Stadt. Wir fahren, natürlich gemeinsam mit Giulia, zum Bürgerbüro des Bezirks, in dem unser Hotel steht. Wir fahren bis zur letzten Metro-Station, steigen in einen Bus um. Nachdem wir 10 Minuten im Bus gewartet haben (der Fahrer war zwischendurch mal weg), werden wir vom Fahrer in einen anderen Bus gelotst. Verstehen müssen wir das nicht. Nach relativ kurzer Fahrt steigen wir aus, gehen (!) über eine Baustelle auf der Schnellstraße (glücklicherweise inklusive Zebrastreifen, der allerdings in Italien nicht die uns bekannte Bedeutung hat) und weiter zum Verwaltungsgebäude. Gefühlt befinden wir uns nicht mehr in Rom (siehe Karte, der Pfeil markiert unser Ziel, wir selbst waren in dem markierten Hotel untergebracht).

Wir betreten das Bürogebäude, drinnen sieht es noch verranzter aus als von außen. Nummer ziehen, warten. Unser Ticket gilt für 12:16 Uhr. Merkwürdige Organisation. Wir gehen in das zugewiesene Büro, Giulia diskutiert mit der Frau, wir gehen wieder raus. Unser Wartezettel muss erstmal eingescannt und unsere Anwesenheit bestätigt werden. Ich fühle mich unwillkürlich an das Haus, das Verrückte macht (Asterix erobert Rom für die Unkundigen unter uns), erinnert. Wieder ins Büro. Jetzt dürfen wir. Giulia erklärt auf Italienisch die Situation, wir sitzen und versuchen einige Wörter herauszuhören. Anscheinend benötigen wir noch einige Formulare, und englische Dokumente sind wohl auch unzulässig. Wieder diese Erinnerung an Asterix und den mysteriösen Passierschein A 38. Giulia verabschiedet sich, wir folgen. Auf dem Rückweg erklärt sie uns, dass wir uns eigentlich noch gar nicht melden müssen weil wir ja im Hotel untergebracht sind. Am Telefon konnte ihr diese Information allerdings niemand geben. Die spinnen die Römer!