Estland 2019 – Tartu

– by Magdalena Grieger

Mein “Sommersemester” habe ich dieses Jahr an der Universität in Tartu verbracht. Sommersemester in Anführungszeichen, da es dort zum Einen schon Anfang Februar beginnt und es zum Anderen bis zu meiner Abreise maximal Frühling wurde. Tartu liegt in Estland und zählt mit seinen knapp 100.000 Einwohnern zur zweitgrößten Stadt des Landes, nach Tallinn, der hippen Hauptstadt.

Ich kann Estland aus Auslandssemester Ziel nur wärmstens empfehlen.

Vorbereitung

Estland ist ein kleines aber hochgradig digitales Land – das wollte ich am eignen Leib erleben. Deshalb stand für mich Estland als Ziel für mein Auslandssemester fest. Beworben habe ich mich gleich zur ersten Deadline im Januar 2018. Nach der Zusage von der Uni-Koblenz für das Erasmus Programm, erfolgte kurz darauf die Nominierung für die Universität Tartu. Somit wurde der Kontakt zu der Universität hergestellt. Nur wenige Tage später erhielt ich eine Email von der Koordinatorin der Universität Tartu mit detaillierten Informationen über den Bewerbungsprozess an der Universität. Dieser würde erst im Oktober 2018 starten, daher hieß es nach dieser Email erst einmal warten.

Nachdem im Oktober der letzte Schritt auf dem Weg nach Estland durch die Bewerbung an der Universität in Tartu für den Studiengang Business Administration getan war, kam auch promt die Zusage der Universität Tartu mit allen nötigen Informationen über den Studiums-Ablauf und die Übernachtungsmöglichkeiten. Für einen Studentenwohnheims-Platz konnte man sich ab Januar 2019 bewerben, was sehr praktisch war, da es eine letzte Anlaufstelle war, falls man bis zu diesem Zeitpunkt noch keine WG oder eigene Wohnung gefunden hatte.

Problematisch war allerdings das Datum des Studienbeginns. Mit dem 06.02.2019 lag der erste Präsenztag leider noch inmitten Prüfungsphase der Uni Koblenz. Hier ist es daher wichtig schon früh abzuklären, wie man diese Überschneidung managt. Für mich war es hilfreich, dass ich fast nur noch Kurse mit Seminararbeiten zu belegen hatte, die sich auch von Estland aus schreiben ließen.

Unterkunft

In Tartu gibt es mehrere Studentenwohnheime. Die Universität Tartu nennt hier vorallem das Wohnheim Raatuse 22. Es liegt sehr zentral, wird aber hauptsächlich von Erasmus Studenten und Hostel Gästen bewohnt. Kontakt zu Einheimischen bekommt man hier nicht. Die Zimmer sind auf eine Doppelbelegung ausgelegt und befinden sich in einer Wohneinheit mit zwei weiteren Zimmern. Das heißt im Worst Case bewohnt man so eine Wohneinheit mit 6 Leuten und teilt sich ein Zimmer zum Schlafen. Zahlt man das Doppelte, kann man ein Zimmer auch alleine anmieten. Im SS19 betrug der Preis für ein Bett 210€ – sprich 420€ für das ganze Zimmer.

Man kann aber auch für 200-400€ schon recht anständige Wohnungen/Wg-Zimmer in Tartu selbst bekommen. Hier ist die Wahrscheinlichkeit an Einheimische zu gelangen recht hoch. Da Tartu selbst nicht sehr groß ist, sind die meisten Wohnungen auch in einem Radius von maximal 25min zu Fuß zur Innenstadt zu erreichen.

Unter Zeitdruck habe ich mich am Ende für das Studentenwohnheim entscheiden müssen.  Ich für meinen Teil, würde mich nicht nochmal so entscheiden, da für mich das Preis-Leistungsverhältnis einfach nicht gestimmt hat.

Universität Tartu

Von der Universität Tartu bin ich sehr begeistert. Schon vor dem Auslandsaufenhalt war die Kommunikation schnell und zuverlässig. Alle relevanten Informationen sind einfach aufzufinden. Auch die Kurse, die im SS19 dort in Englisch angeboten wurden, wurden in einer Excel-Liste regelmäßig aktualisiert. Ich habe dort hauptsächlich Computer Science Kurse belegt. Meine Kurse, die ich mir auch an der Universität Koblenz anrechnen kann sind: Business Process Management, Digital Business Analysis und Software Product Management.

Von den Kursen bin ich sehr beeindruckt. Es gibt dort wöchentlich Hausaufgaben, die in einer Gruppe eingereicht werden müssen. Zusätzlich gibt es alle zwei Wochen ein Quiz, welches man online ablegen muss. Die Punkte, die man sowohl für die Hausaufgaben, als auch für die Quizzes bekommt sind relevant für die Note. Man kann daher das ganze Semester über schon Punkte sammeln. Die Prüfungsleistung besteht daher aus den Punkten, die man über das Semester sammelt, plus einer Projektarbeit und einer Klausur. Der Arbeitsaufwand ist daher konstant über das Semester verteilt und eher hoch. Der Lernaufwand vor der Klausur ist allerdings gering, da man durch das Projekt und die Hausaufgaben schon viel gelernt und vor Allem die Theorie auch angewendet hat. Das Studium ist sehr nah am Praktischen orientiert, was mir sehr gut gefallen hat.

Alltag

Tartu bietet sehr viele Möglichkeiten, um seinen Alltag zu gestalten. Die Bibliothek ist sehr modern. Dort kann man neben dem Lernen auch Sport betreiben, Klavier spielen und in der Prüfungsphase auch Hunde streicheln. Es gibt einen Sport-komplex, wo Studenten kosten täglich von Morgens bis 13:00 Mittags Sport treiben können. Ansonsten gibt es aber auch viele Fitness-Studios in Tartu und auch ein Schwimmbad mit Sauna. Die Sauna-Kultur in Estland ist sehr ausgeprägt. Neben Sport Möglichkeiten bietet Tartu auch ein großes Anebot an Kunst und Kultur. Es gibt dort sehr viele sehenswerte Museen. Aber auch Naturfans werden nicht enttäuscht. Estland hat eine wundervolle Natur, mit vielen Tieren, Wäldern und abwechslungsreichen Vegetationen. Gerade die Moorpfade und Birkenwälder bieten einen Ort der Ruhe.

Anstatt einer Mensa, gibt es in Tartu die Möglichkeit des Mittagsmenüs. In fast jedem Restaurant wird Mittags ein Menü angeboten, das von 2,5-5€ kostet und wirklich sehr vollwertig ist. Es bietet eine gute Alternative zum kochen im Studentenwohnheim. Um Essen braucht man sich in Tartu keine Gedanken zu machen, man findet dort an jeder Straßenecke etwas leckeres und selbst Veganer finden in Estland viele Optionen. Estland ist entgegen der allgemeinen Vorstellung sehr westlich und hip. Viele Alternative Cafés und Restaurants sprießen dort aus dem Boden. Es wird sich sehr regional ernährt. Es gibt dort Straßenfeste und Street-Food Festivals und einfach immer was zu tun.

Fazit

Geht alle nach Estland. Spürt den Impuls dieses Digitalen Landes, das mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern einen sehr Gegensätzlichen Eindruck macht. Während in den Großen Städten die Tech-Startups sitzen, sieht man auf dem Land die Einwohner, die nichts haben außer Internet und ihrem Garten sodass sie sich hauptsächlich autark ernähren.