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Wenn der Programmierer zum Detektiv wird

Mit lautem Pfeifen nähert sich der Kaffee seinem Siedepunkt. Sein Aroma erfüllt den Raum. Klirrend richtet die Universitätsangestellte das Tablett an, indem sie die Tassen gekonnt darauf positioniert und den nun fertigen Kaffee einschenkt. Wortlos verlässt sie die kleine Teeküche des Instituts, während Christoph Haugwitz energisch auf der Tastatur seines Notebooks tippt. Der Masterstudent schaut wie gebannt auf den Bildschirm. Er durchforstet seine Festplatte nach Dateien des Zick-Projektes, das er vor zwei Jahren als Student der Computervisualistik mit betreute. Als er fündig wird, zeigt er stolz sein Werk: ein historisches Himmelbett, eigens für das VR-Projekt im 3D-Programm konstruiert. Ein Großteil der Möbel des virtuell erstellten Raumes stammen von ihm. 

Detektivarbeit am Computer

Dies gestaltete sich wesentlich schwieriger, als es zunächst klingt. Den Studierenden des Seminars von Dr. Markus Lohoff standen nur sehr wenige Grundlagen für ihre Arbeit zur Verfügung. Um dem Anspruch historischer Korrektheit gerecht zu werden, mussten sie für die Rekonstruktion viel „Detektivarbeit“ leisten, wie Christoph es nennt. Beim Wiederaufbau des Schlosses Koblenz rekonstruierte man die alten Räume, an deren Gestaltung Januarius Zick beteiligt war, nicht. Im Schloss Engers war diese Problematik nicht gegeben, sodass das Projektteam hier anders vorgehen konnte. Da die Räume und ihre Architektur noch existent sind, konnte man sie mit Hilfe einer fotogrammetrischen 3D-Rekonstruktion und eines Laserscanners digital einfangen. Die Innenarchitektur des Koblenzer Schlosses musste dagegen auf Grundlage von alten Grundrissen, Fotografien und Farbfilmen manuell am Computer völlig neu erstellt werden.

Wenn das Hobby sich auszahlt

Hier kommt nun Christoph Haugwitz ins Spiel. Seine Erfahrung im Erstellen von 3D-Modellen und der verwendeten Grafik-Engine kam dem Projekt zugute. So konnte er die anderen Studierenden anleiten und sein Vorwissen einfließen lassen.

„Da ich selbst in Koblenz geboren bin und einen großen Bezug zur Stadt habe, fand ich es super, auch mal etwas an die Stadt zurückgeben zu können, indem man die alten Säle, die im Krieg zerstört worden sind, wieder zum Leben erwecken kann.“

Der virtuelle Zeigestock

Das Seminar wurde in mehrere Arbeitsgruppen eingeteilt, die sich mit dem Modellieren und Texturieren oder schon dem virtuellen Raum beschäftigten. Während dieses Entstehungsprozesses sprach man sich immer wieder mit dem Mittelrhein-Museum und seinem Expertenteam ab. Dabei habe es laut Christoph manchmal Kommunikationsschwierigkeiten gegeben. Es sei nicht leicht gewesen, zu vermitteln, dass mithilfe der 3D-Programme alles originalgetreu erstellt werden kann.

„Toll war, dass die VR schon während des Entstehungsprozesses sehr hilfreich war, weil wir, wenn wir über etwas Bestimmtes gesprochen haben, meist gegenseitig nicht wussten, wovon überhaupt die Rede ist. Dann haben wir gesagt: So stopp, wir haben den Raum doch da, zeigen Sie es uns doch bitte!“

So habe man mit dem virtuellen „Zeigestock“ gezielt Stellen anvisieren und Probleme in kurzer Zeit lösen können. Vom Ergebnis waren letzten Endes alle begeistert.

Eine rosige Zukunft durch VR und AR?

Christoph nennt die VR eine großartige Möglichkeit, das traditionelle Museum zu ergänzen. Der Besucher erlebe so eine ganz andere Erfahrung, wenn er Teile der Ausstellung virtuell durchlaufe oder gar in eine andere Zeit versetzt werde. Derartiges könne als Anziehungspunkt auch für die jüngere Generation dienen und so das Museum auf Dauer retten. Neben der VR (Virtual Reality) gebe es aber auch noch die AR (Augmented Reality). Bei dieser “erweiterten Realität“ setzt man keine Brille auf und verschwindet in einem anderen “Raum”. Stattdessen erscheinen im Raum, in dem man sich gerade befindet, 3D-Inhalte. Diese Objekte oder Skulpturen sind nicht wirklich da, sondern nur mithilfe eines Smartphones oder Tablets sichtbar. So ergebe sich die Option, den Besucher mit seinem Endgerät durch das Museum zu schicken, damit er es selbst erkunden kann. Beim Zick-Projekt des Mittelrhein-Museums habe es diese Option nicht gegeben. Die Datengrundlage sei für die AR viel zu groß gewesen.

„Wir wollten die Leute absichtlich in ein ganz anderes Zeitalter schicken. Die Kopfhörer und die Musik sollten dieses umfassende Flair erzeugen, damit die Leute komplett abtauchen können.“

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