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Hand aufs Herz – Tinte unter die Haut

Als guter Freund und Stammkunde Christophs seit der Stunde-Null hat sich Sven Dresen bereit erklärt, uns einen Einblick in einige seiner Erfahrungen und Gedanken rund um das Thema Tattoos zu geben. Er selbst besitzt eine ausgeprägte und künstlerische Ader. Dies fällt einem sofort ins Auge, wenn man seine Wohnung in Plaidt, einem Ort ca. 25 Kilometer entfernt von Koblenz betritt. Von selbst gestalteten Bildern, über Wandteppiche und einem Poster des Filmklassikers „Mars Attacks“ bis hin zu einer Marienstatue und einem ausgestopften Falken gibt es hier allerhand zu bestaunen. Auch die Kunst, um die es hier hauptsächlich geht, nämlich die Tattoo-Kunst, ist schnell vorzufinden. Aus den langen Ärmel seines Kapuzen-Pullovers ragen zwei, nicht gerade spärlich tätowierte Hände hervor und auch mit seinem Hals lag er bereits unter der Nadel. 

Von alten Freunden und den Anfängen

Auf die Frage hin, was ihn dazu bewegt hat, Christoph als Anlaufstelle für seine Tattoos zu wählen erfahren wir, dass die beiden bereits eine lange Freundschaft verbindet: „Der Christoph ist schon seit ewig und drei Tagen ein Freund von mir. Ich weiß gar nicht so genau. Er hat irgendwann halt seine Ausbildung als Tätowierer angefangen. Und ja, ich glaube im Rahmen seiner Ausbildung bin ich dazu gekommen, mich bei ihm tätowieren zu lassen.“ Um Christophs Lernkurve auf die Sprünge zu helfen, als dieser in darum bat, bot er sich an, Modell zu stehen. „Das erste Tattoo, was ich vom Christoph bekommen habe, war ein großer Affe, also ein großer Affenschädel. Den hat der Christoph vorgezeichnet, weil der Christoph lernen wollte gerade Linien zu ziehen.“.

Svens Tattoo-Odyssey fing allerdings bereits weitaus früher an, lange bevor sich Christoph zu seinem Berufswechsel entschieden hat, wie er uns verrät:

It’s (not) just a fantasy

Viele Motive welche sich auf seinem Arm verewigt finden, entspringen Svens eigener Kunst und vor allem seiner eigenen Fantasie. Nicht selten bringt er seine eigenen Ideen aufs Papier, um diese dann vom jeweiligen Tätowierer in deren eigenem Stil umzeichnen zu lassen. Doch nicht nur aktiv denkt er über etwaige Designs nach. Auch im Schlaf findet er seine Inspiration, was er uns wie folgt veranschaulicht: „Ich hab auch ein Tattoo, das ist hier am Oberarm, das ist ein Knochen und dann ein schwarzer Fleck in dem ein Auge ist. Das Ding ist mir mal im Traum erschienen – im Albtraum. Da war ‘ne Landschaft und drumherum standen halt diese merkwürdigen Knochen mit diesem Auge in der Mitte. Und ja, ich bin dann morgens aufgewacht und hab mir gedacht: „Kacke, alter, das musst du aufzeichnen!“ Und das ist tatsächlich genauso tätowiert wie ich das gemalt habe. Also da ist nix daran verändert.“

Stick & Poke

Auch vor Experimenten schreckt Sven nicht zurück. So hat er bereits mehrfach selber die Nadel angelegt – und zwar an der eigenen Haut. Ganz so, wie es einige von Geschichten kennen – beispielsweise mit Stecknadel, Faden und Mascara (soll durchaus bereits vorgekommen sein) – war es bei ihm jedoch nicht.

Why don’t you get a job?

Mit dem Tätowieren anderer seine Brötchen zu verdienen, daran ist ihm jedoch trotz einiger Erfahrungen in diesem Bereich nicht sonderlich gelegen. Der ursprünglich gelernte Steinmetz und Bildhauer ist mittlerweile im Bereich der Schwerstbehindertenpflege tätig und fühlt sich pudelwohl. Probleme, den Job betreffend, hatte Sven bisher allerdings keine. Belustigt erzählt er uns von dem Vorstellungsgespräch für seinen jetzigen Job:
„Ich kann mich da noch an mein Vorstellungsgespräch erinnern. Da war ich noch nicht offensichtlich tätowiert. Also an Händen und Hals hatte ich noch nichts (zeigt auf die Motive der besagten Körperstellen).

Da saß mir also dann mein zukünftiger Chef gegenüber und fragte mich so: „Sind Sie eigentlich tätowiert?“ Da war ich mir schon etwas unsicher, ob das jetzt nicht zum Problem wird. Als ich ihm jedoch sagte, dass ich Tattoos an den Armen habe hat er dann richtig locker reagiert und meinte so: „Ja, ich hab auch Tattoos und wir haben hier auch schon einige andere Tätowierte. Dann passt das ja eigentlich ganz gut ins Team.“

Auch zu seinen Zeiten im alten Job wurden ihm aufgrund seiner Körperkunst nie wirklich Hindernisse in den Weg gelegt, wie er uns verrät: „Ich habe ja vorher als Steinmetz und Bildhauer gearbeitet. Ist ja auch Kunst. Da hat das niemanden gejuckt. Es kann sein, dass man mal hier und da schief angeguckt wird, wenn man dann aber näher in Kontakt mit den Menschen kommt, merken die meist selber, dass deren Meinung über Tattoos eigentlich nur auf Vorurteilen beruht.“

“Das sind halt Eltern”

Doch wie ist es im privaten Bereich? Nicht selten hört man ja von Eltern welche damit drohen ihre Kinder im Fall der Fälle zu enterben, sollte es zum Tattoo kommen. „Also meine Eltern, die fanden das am Anfang überhaupt nicht so toll. Auch die ersten Tattoos die ich mir selbst gestochen habe – Da waren die nicht glücklich mit. Aber ich meine, was soll ich machen? Das geht halt nicht so einfach wieder weg.“ Mittlerweile haben sich die Wogen scheinbar etwas gegglättet und die Tattoos sind mittlerweile als ein Teil von Sven akzeptiert worden.

Also glücklich sind meine Eltern damit definitiv nicht, aber sie haben sich mittlerweile einfach dran gewöhnt. Meine Mutter hat lustigerweise mal gesagt, ich sähe aus wie eine Bahnhofstoilette. Joa, kann man halt nix gegen machen – Das sind halt Eltern.“

Die meisten negativen Erfahrungen hatte er tatsächlich eher mit Menschen, mit denen er eigentlich gar nichts zu schaffen hat. Eine dieser Erfahrungen, welche ihm bis heute noch im Kopf geblieben ist, spielte sich von allen möglichen Orten beim Mitternachtssnack an einer Pommes-Bude ab:

Zum Abschluss fragen wir Sven, ob es für ihn auch Stellen an seinem Körper gibt, welche er sich nicht tätowieren lassen würde. Auch wenn nicht viele Stellen übrigbleiben, gibt es doch eine, wie er uns verrät:

„Ich würde mir derzeit keine Tattoos im Gesicht machen lassen. Ich finde das persönlich ästhetisch einfach nicht schön. Mir ist die Wirkung auf andere dabei aber egal. Auf der Arbeit kenne ich einige Leute die behaupten, man wäre automatisch verrückt, wenn man sich sein Gesicht tätowieren lässt. Das scheint dann wohl auch deren Grenze zu sein. Aber wer weiß. Meinungen ändern sich auch. Vielleicht denke ich irgendwann mal anders darüber, aber jetzt ist das definitiv meine No-Go Stelle.“

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