England 2019/20 – Sunderland

– by Pascal Altenkamp

Wilkommen zu meinem Erfahrungsbericht! Schonmal vorweg: Ich würde mich immer wieder entscheiden, ein Auslandssemester in Sunderland zu absolvieren. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich unglaublich viel dazu gelernt habe und enge Freundschaften mit Engländern, Amerikanern und Asiaten geschlossen habe.

Ich bedanke mich vielmals bei allen, die es mir ermöglichten.

Struktur Vorbereitung
Ankunft
Unterricht/Leben am Campus
Aktivitäten
Finanzen
Empfehlungen, Tipps

Vorbereitung

Schon seit Beginn meines Studiums der Wirtschaftsinformatik spielte ich mit dem Gedanken, während meines Bachelorstudienganges ein Auslandssemester in England zu absolvieren. Das Erlernen der englischen Sprache, das Erleben der englischen Kultur und das Knüpfen von internationalen Freundschaften und Kontakten waren meine größten Motivatoren, im Ausland zu studieren. Postive Eindrücke anderer Kommilitonen, die bereits im Ausland studiert hatten, bestärkten mich schließlich im dritten Semester (WS18/19), mit meinen Vorbereitungen für ein Auslandssemester in England zu starten.

Zuerst belegte ich vor meinem Auslandssemester einen Englisch-Auffrischungskurs B2 an der Universität Koblenz, um mich auf den Sprachnachweis, bspw. DAAD B2, der an der Universität Koblenz absolviert werden kann, vorzubereiten. Wahlpflichtfächer meines Studiums schob ich vor mir her, um bei der Fächerwahl an der University of Sunderland flexibel zu sein. Sehr interessante Fächer, wie z.B. Digital Marketing, das im Marketing nochmal einen anderen Schwerpunkt setzt, werden dort angeboten. Einen Katalog mit möglichen Fächern für Internationals konnte man sich zuschicken lassen.

Ich war besonders motiviert, in England ein Auslandssemester zu machen, da ich neben der Verbesserung meiner englischen Sprache auch die englische Kultur kennenlernen wollte. Da nur noch der Fachbereich 2 Partnerschaften zu englischen Universitäten unterhält, bewarb ich mich fachbereichsübergreifend beim Fachbereich 2 – Anglistik. Drei Bewerbungen sind hier durchzuführen: Bewerbung für einen “agreed seat” für Sunderland (Nominierung von Herrn Professor Dr. Meyer), Bewerbung für das Erasmus Stipendium und zuletzt die Bewerbung mit der Nominierung in der Tasche an der University of Sunderland selbst. Hierbei sind Deadlines zu beachten.

Die University of Sunderland war in verschiedene Fachbereiche aufgeteilt, wie z.B. Department of Education, Computer Science, Law & Tourism oder Business. Ich entschied mich, an die Business School zu gehen. Der Bewerbungsprozess wurde per Mail durchgeführt und ich stand auf Englisch viel in Kontakt mit dem Study Abroad Team von Sunderland. Sowohl der FB2, als auch der Erasmus Fachkoordinator für FB4 in Koblenz unterstützten mich in der Kommunikation sehr. Die Kursauswahl war Teil des Bewerbungsprozesses und wurde mit dem Erasmus Learning Agreement vorläufig festgelegt. Finalisiert wurde die Kurswahl erst vor Ort, da es passieren konnte, dass Kurse in andere Semester verschoben wurden. Des Weiteren wurden einem die Zugangsdaten zum Universitätsportal bei erfolgreicher Bewerbung zugeschickt, sodass man sich dann über das Portal der Universität für eine Unterkunft bewerben konnte. Für ein Semester kam hier nur Clanny House (~80 Pounds/Woche) in Frage, da alle anderen Unterkünfte mind. 40 Wochen Aufenthalt erforderten. Der naheste Flughafen zu Sunderland war in Newcastle. Günstige Ryanair Flüge konnte ich über Dublin buchen. Außerdem kaufte ich einen Stromadapter (EU-UK), der sich als sehr nützlich erwies. Das gesamte Bettzeug und die Bettbezüge wurden mir von Clanny House kostenlos zur Verfügung gestellt, ich empfehle jedoch, eigene Bezüge mitzunehmen oder zu kaufen. Küchenutensilien für die Küche in der Flat musste ich selbst organisieren.

Ankunft

Zimmer Sunderland 2
Large Room

Schon vor meiner Ankunft in Sunderland konnte ich die Check-in Zeit für das Studentenwohnheim Clanny House über die Website auswählen. Nach zwei Tagen Aufenthalt in einer Travelerlodge erreichte ich mit dem Bus um 10 Uhr morgens Clanny House. Ein Empfangskommitee aus erfahrenen Studenten begrüssten alle Neuankömmlinge. Das Zimmer und die Flatnummer wurden mir endgültig an der Rezeption zugewiesen und begleitet von einem Studenten des Helpteams, konnte ich schon direkt mein Zimmer beziehen. Meinen Koffer stellte ich schnell ab und ließ mir vom Helpteam die gesamte Unterkunft zeigen. An der Rezeption selbst wurden Welcome Bags der Universität verschenkt und Infomaterial über das Busnetz, die Universität und die Stadt ausgeteilt. Außerdem erhielt ich eine temporäre Buskarte, die ich bis zum Erhalt meiner Student Id Card nutzen konnte. Mit dieser war es möglich, mit den Universitätsbuslinien (700,701,702) kostenlos zu fahren. Meinen ersten britischen Tee mit Milch durfte ich hier auch trinken. 🙂 Viele neue Studenten lernte ich an diesem Tag kennen. Am Gateway an der Universität finalisierte ich meine Einschreibung. Dazu gehörte das Uploaden eines Fotos für die Student ID Card.

Nach einem wundervollen Wochenende mit einigen Studenten, die ich an der Universität und im Wohnheim gleich zu Beginn kennen gelernt hatte, fing montags auch schon die Einführungswoche an, in der alle Internationals in verschiedene Gruppen aufgeteilt wurden. Der individualisierte Stundenplan der Einführungswoche wurde jedem auf dem Online Portal zur Verfügung gestellt. Die Woche bestand aus Informationsveranstaltungen, Kennenlernspielen und Freizeitaktivitäten: zum Beispiel Free Pizza Party, Walking tour am Pier und Strand mit Free Fish’n Chips für jeden. Auch wurden uns die Clubs und Bars im doch relativ überschaubaren Sunderland gezeigt, die wir nachts aufsuchten.

Unterricht/Leben am Campus

Zwei Campi gehörten zur University of Sunderland. Der City Campus befand sich in der Nähe des Studentenwohnheims Clanny House und der St. Peters Campus lag auf der anderen Flussseite zehn Minuten vom Strand und Leuchtturm entfernt. Die Business Fächer fanden am St. Peters Campus statt, zu dem man 20 Minuten mit dem Bus von Clanny House brauchte. Die Buslinien 700, 701 und 702 fuhren zwischen den beiden Campi und Clanny House im Kreis. Diese konnten mit der Student ID Card kostenlos gefahren werden. An beiden Campi gab es jeweils eine Bibliothek und mehrere Cafés. Die Mensa und Cafés waren miteinander verbunden, sodass man für vier bis fünf Pounds Mittagessen konnte. Erfreulicherweise gab es sowohl in den Bibliotheken als auch in den Universitätsgebäuden Wasserspender.

Ich belegte die Module Human Resource Management & Talent Development, Managing Entrepreneurship, Innovation & Creativity, Digital Marketing und zwei Englisch-Sprachmodule. Jedes Fach, bis auf die Sprachmodule, gab 20 credits = 10 ECTS Punkte. Die Module bestanden aus einer einstündigen Vorlesung und einer mehrstündigen Übung (Workshop). Uns wurde viel Lektüre (~80 Seiten pro Woche pro Modul) aus der Bibliothek als Hausaufgabe aufgegeben. Das Wissen daraus wurde in den Übungen vorausgesetzt. Auch mussten wir zum Beispiel als Vorbereitung auf die Übungen und Workshops Vorträge vorbereiten oder kleinere Hausaufgaben erledigen. Die meisten relevanten Bücher gab es als E-book, aber genügend gebundene Exemplare waren auch in der Bibliothek vorhanden. Insgesamt war das Universitätssystem sehr modern. Vorlesungsfolien und Arbeitsblätter wurden auf Canvas (Online Plattform) bereitgestellt. Außerdem erfolgte die Kommunikation der Studenten mit den Professoren/innen über die Online Plattform. Am Ende des Semesters musste ich zwei Reports à 3000 Wörtern schreiben, eine closed-book Prüfung in Digital Marketing ablegen und vier Klausuren in meinen zwei Englisch-Sprachmodulen absolvieren.

Ein großer Unterschied zu Deutschland war, dass die Anwesenheit mittels Studentenkarte und elektronischem Tap Gerät kontrolliert wurde. So konnte die Anwesenheit online in % im Verlauf des Semesters eingesehen werden. Uns wurde gesagt, dass es eine Grenze gäbe, unter die man nicht fallen durfte. Trozdem blieb noch genug Zeit, um verlängerte Wochenenden mit Aktivitäten zu planen.

Aktivitäten

Vielseitige Aktivitäten konnten unternommen werden. Zu Beginn des Semesters fand eine Ausstellungsmesse “Student Fair” statt. Dort stellten zahlreiche uniinterne und uniexterne Sportgruppen und Musikgruppen aus. Auf dieser Messe konnte man sein Interesse bekunden und sich mithilfe seiner Unimail Infomaterial zuschicken lassen. Die meisten Sportarten und Musikgruppen kosteten Geld (25-55 Pounds im Semester). Erfreulicherweise wurden in den ersten zwei Wochen Taster sessions angeboten, in denen die Sportarten ausprobiert werden konnten. Trampolinspringen und Dodgeball probierte ich aus und entschied mich für das hervorragend ausgestattete universitäre Fitnesstudio, welches als Treffpunkt für viele Studenten diente. Außerdem konnte ich in der Messehalle am Musikstand eine ausgestellte Trompete testen und wurde daraufhin in das Symphonieorchester der Stadt Sunderland eingeladen. Wir probten wöchentlich und vor Weihnachten konnte ich dann sogar bei einem großen Weihnachtskonzert mitspielen. Dort lernte ich den Bürgermeister aus Sunderland kennen, der mit seiner Frau das Konzert als Schirmherr besuchte (Bild unten).

Zimmer Sunderland 2 Konzert Sunderland Bürgermeister Sunderland

Sonnenuntergang Sunderland
Roker Beach Pier Sonnenuntergang
Durham Sunderland
Durham Castle

Ab und zu organisierten wir private Tagestripps zu verschiedenen Zielen in England, wie zum Beispiel Durham. Dort wurden Teile des ersten Teiles von Harry Potter gedreht. Auch besichtigten wir Newcastle, wo wir einige Male gemeinsam feiern gingen und den Weihnachtsmarkt besuchten. Ein weiteres schönes Ausflugsziel war Southshields, das an der Nordseeküste lag. Auch Edinburgh, die Hauptstadt von Schottland, war mit zwei Stunden Zugfahrt als Tagestrip schnell zu erreichen. Sunderland hatte ebenfalls einige schönen Ecken zu bieten, die wir teilweise mehrmals bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang (Bild rechts oben) sowie bei Ebbe und Flut besichtigten.

In Sunderland selbst fanden jede Woche kostenlose Uni-Aktivitäten, wie zum Beispiel Kinoabende oder internationale Treffen statt, an denen Tischtennis und Brettspiele gespielt wurden. Außerdem gab es eine handvoll Bars bzw. Pubs, in die wir nachts gingen. Manchmal traten dort lokale Bands auf. Zu den beliebtesten Bars/Pubs gehörten u.a. Flanagan, Great Gatsby, Revolution oder T-tonics. Feste und Events, wie Halloween, Thanksgiving oder Chinese New Year feierten wir gemeinsam mit den internationalen Studenten, die aus den entsprechenden Ländern stammten. An den besonderen Tagen brachte jeder eine Speise aus seinem Land zu einem gemeinsamen Essen im Wohnheim mit.

Zum Abschluss meines Auslandaufenthaltes besichtigte ich mit einer Freundin aus der University of Sunderland noch einige Städte in Großbritannien. Wir besuchten Edinburgh, Dublin, London und Glasgow. Dort probierten wir lokale Whiskeys aus, nahmen an Free Walking Tours teil und besichtigten kulturelle Einrichtungen und Museen.

Finanzen

Um einen kleinen Überblick über die Finanzen zu geben, liste ich im Folgenden meine ungefähren monatlichen (Fix-)Kosten in Pounds auf. Reisen, Feiern und Einmalanschaffungen, wie z.B. eine Schreibtischlampe, sind im Folgenden nicht berücksichtigt.

Ich benötigte für die Anreise und Abreise inklusive Flug 300 Pounds, sowie monatlich für die Miete 320 Pounds, für Verpflegung/Mensa 300 Pounds, für Sport 20 Pounds und für Bus und Metro 20 Pounds.

Empfehlungen, Tipps

Im Folgenden noch ein paar Tipps, die euch das Leben erleichtern werden:

  • hilfreiche Uni Apps: Canvas Student (Modulinhalte), UoS (Timetable), TDS Student (bei Krankheit oder Ausfall kann mit Begründung das Fehlen einer Vorlesung oder Übung angegeben werden)
  • kostenloses Geldabheben in der Murray-Library Bibliothek
  • Sonnenuntergang/aufgang und Seerobben am Pier
  • Strandwanderung an der Steilküste südlich von Sunderland
  • Penshaw Monument auf dem Hügel
  • Fußballspiel im Stadium of light
  • Voxi als günstiger Internet Anbieter
  • eine kontaklose Kreditkarte zum Bezahlen im Bus
  • Premier Inn Hotel am Citycampus für Gäste aus Deutschland

Ein großer Vorteil war, dass ich der einzige Student von der Universität Koblenz war, der nach Sunderland reiste. Dadurch teilte ich mir eine Flat

Frisbee Sunderland
Mowbray Park (Frisbee)

mit sechs Engländern. Somit war es leicht möglich, viele neue Studenten kennenzulernen und die ganze Zeit Englisch zu sprechen. Außerdem eröffnete ich eine Whatsappgruppe für alle interessierten internationalen Studenten. Gemeinsam konnten wir so Aktivitäten wie z.B. Frisbeespielen in Parks planen und durchführen. Zusammenfassend, war dies die beste Zeit meines Lebens! Ich habe viele neue Freunde aus England, Amerika, Portugal, Taiwan und Malaysia gewonnen, die ich bald besuchen werde. Ein Auslandssemester hat mein Leben sehr bereichert und wünsche ich jedem!