Wandel Braucht Platz: Ein Raum für Engagement
Julia Kämpf und der Projektladen Koblenz
Wohin wenn man aktiv werden möchte? Diese Frage stellen sich in einer Zeit der Krisen viele Menschen, darunter auch Julia. Die Antwort: Der Projektladen!
Eine graue Fassade, blickdichte Fenster. Nur ein kleines Schild aus Karton mit bunter Schrift im Fenster weist darauf hin, was sich hinter diesem unscheinbaren Äußeren befindet.
Beim Öffnen der Tür erklingt ein Windspiel. Auf der linken Seite des Raumes, der sich vor einem öffnet, befindet sich eine Magnetwand mit Postern aktivistischer Projekte. Gegenüber stehen ein Sofa und eine Treppe, die in das obere Stockwerk führt. Die neu gebotene Fläche wirkt schlicht, aber es gibt Menschen, die sie mit Leben und Ideen füllen.

Was ist der Projektladen ?
Zweck des Projektladens ist es, einen offenen Raum zu schaffen. Hier haben Menschen die Möglichkeit ihre Ideen zu verwirklichen. Der Raum wird ihnen frei zur Verfügung gestellt. Was dort passiert, liegt vor allem an den Leuten, die im Projektladen aktiv werden wollen.
„Es ist nicht unbedingt der Raum, der den Projektladen anbietet, aber die Leute die den Projektladen damit füllen“

Herausforderungen des Projektladens
Julia sieht eine Herausforderung des Projektladens darin, dass niemand das Sagen hat. Durch die Mischung von langjährig Engagierten und neu hinzukommenden Personen entstehen schnell Hierarchien. Sie legt großen Wert auf einen einfachen Einstieg in den Projektladen, der die aktive Beteiligung erleichtert. Sie ist optimistisch, dass durch kontinuierliche Reflexion dieser Herausforderung erfolgreich begegnet werden kann.
Julia erkennt außerdem, dass viele an das Prinzip “Geben und Nehmen” gewöhnt sind. Im Projektladen existiert jedoch eine andere Dynamik. Hier kann man an Projekten teilnehmen, ohne eine Gegenleistung oder Geld erbringen zu müssen. Julia sieht ein Problem darin, dass oft eine einzelne Person als Verantwortliche gesucht wird. Sie betont, dass alle im Projektladen Verantwortung tragen und diese gemeinschaftlich wahrnehmen sollten.

Das ist Julia, sie engagiert sich seit einigen Jahren ehrenamtlich in Koblenz.
Vor zweieinhalb Jahren gründeten sie und andere politisch Aktive eine Initiative in Koblenz. Sie stellten einen Mangel an öffentlichen Räumen fest, weshalb sie aktiv wurden. Sie möchten offene Räume schaffen, in denen Menschen aktiv werden können.
Dabei sollen die Menschen keine Verpflichtungen eingehen müssen.
Julia betont die Wichtigkeit solcher Orte, wo Menschen sich ausprobieren können.
Diese Orte ermöglichen es, Verantwortung zu lernen und Erfahrungen zu sammeln.
Menschen sollen ihre Selbstwirksamkeit spüren und ihren eigenen Wert erkennen.
Sie sollen ihre Ideen verwirklichen und kreativ sein können.
Im Projektladen gibt es keinen festen Tagesablauf.
Jede Woche gibt es verschiedene Angebote und Aktivitäten.
Julia informiert sich regelmäßig über den Interaktiven Kalender.
Dort sieht sie, welche Projekte anstehen und welche sie davon interessieren.
Wenn Julia eine Idee für ein Projekt hat, sucht sie einen passenden Zeitraum dafür.
Sie trägt ihre Idee dann in den Interaktiven Kalender ein.
Oft findet im Projektladen ein Co-Working statt.
Dabei arbeiten verschiedene Personen an politischen Projekten und tauschen Ideen aus.
Julia hat durch den Projektladen die Bedeutung offener Räume gelernt. Sie findet es spannend, solche Räume zu schaffen und zugänglich zu halten.
Ihr Ziel ist es, diese Räume offen für alle Menschen zu gestalten. Der Lagerraum im Projektladen erleichtert das Teilen von Materialien mit anderen Gruppen.
Er stellt sicher, dass Materialien für alle zur Verfügung stehen.
Trotz Fortschritte gibt es weiterhin Barrieren, wie zum Beispiel eine Treppe.
Es wird überlegt, wie diese Treppe barrierefreier gestaltet werden kann.
Julia findet es bereichernd zu sehen, wie sich der Projektladen entwickelt hat.
Der Projektladen existiert erst seit ein paar Monaten, seit September 2023.
Trotzdem füllt sich der Kalender bereits sehr schnell.
Für Julia ist es beeindruckend, wie viele Aktionen bereits stattgefunden haben.
Auch die vielen geplanten Projekte beeindrucken sie sehr.

"Wir brauchen offene Räume zum Träumen von anderen Gesellschaften“
Julia sagt, dass der Laden ihr Leben verändert hat. Jetzt hat sie endlich einen Raum, um ihre Ideen zu verwirklichen. Früher war es oft schwierig, einen passenden Ort für Projekte zu finden. Es war mit erheblichem organisatorischen Aufwand verbunden. Der Projektladen hat das für sie erleichtert.
Freiräume für Ideen: Wie Menschen den Projektladen mit Leben füllen
Welche Bedeutung hat der Projektladen für die Gemeinschaft?
Im Projektladen treffen verschiedene Menschen aufeinander. Manche sind schon lange politisch aktiv, andere möchten erst damit beginnen. Auch Gruppen, die sich bisher nicht kannten, können hier zusammenkommen. Sie besprechen gemeinsam, wie sie den Raum nutzen können. Julia sieht darin einen großen Wert für gemeinsame Aktivitäten und Projekte. Das fördert den Kontakt und den Austausch.




Julia findet alle Projekte im Projektladen ziemlich faszinierend und spannend. Sie beteiligt sich aktiv an verschiedenen Einzelprojekten, schätzt theore-tische Inputs und nimmt beispielsweise gerne an Filmabenden teil. Besonders am Herzen liegt ihr das Hausprojekt, das sie im Januar 2024 ins Leben gerufen hat.
„Man braucht nur das Interesse und ein bisschen Mut“
Die Menschen im Projektladen
Im Laden engagieren sich viele unterschiedliche Gruppen und Einzelpersonen. Dazu gehören beispielsweise die FAU, die Partei, die Linke und Omas gegen Rechts.
Es ist eine bunte Mischung aus Menschen unterschiedlicher Hintergründe. Wohnungslose, Studierende und Vollzeitarbeitende kommen zusammen und
alle Altersgruppen und sozialen Schichten sind vertreten. Diese Vielfalt zeigt sich besonders deutlich beim Soli-Crépe
Teamarbeit im Projektladen
Die Teamarbeit wird durch regelmäßige Austauschtreffen und Diskussionen unterstützt, besonders zu Beginn des Projekts. In den Treffen am Anfang wurden Themen wie die Finanzierung des Projektladens besprochen. Es wurde auch diskutiert, welche Gruppen und Einzelpersonen Kapazitäten für die Mietunterstützung hatten. Jeder konnte Aufgaben entsprechend seinen Vorlieben und Fähigkeiten übernehmen, zum Beispiel Einrichtung oder Renovierung. Die Verantwortlichkeiten wurden aufgeteilt, und kurzfristige Angelegenheiten über eine Telegram-Gruppe koordiniert. Ein gemeinsamer Kalender wurde eingerichtet, um Veranstaltungen zu planen und die Übersicht zu behalten.
Die flexible Nutzung der Räume wird durch klare Absprachen und Raumreservierungen sichergestellt. Dank der Option, sich auf zwei Räume aufzuteilen, gab es bisher kaum Platzprobleme. Im Bedarfsfall können Termine verschoben oder auf alternative Räume ausgewichen werden.
"Durch die Offenheit ist es möglich, dass hier Leute einen Anschluss finden können, wenn sie neu in Koblenz sind und Kontakte suchen"






Politisch aktiv werden
Politisches Bewusstsein soll vor allem durch die offenen Treffen gefördert werden. Es gibt verschiedene Arten von offenen Treffen, wie zum Beispiel den antifaschistischen Treff. Workshops und Vorträge stehen allen offen und laden zur Teilnahme ein. Neben theoretisch-politischen Veranstaltungen gibt es auch informelle Aktivitäten wie den Soli-Crépe. Diese Aktivitäten sprechen Menschen ohne spezifischen Hintergrund an und fördern den Kontakt zu ehrenamtlich Engagierten. Die Bemühungen zielen darauf ab, gesellschaftlichen Einfluss zu nehmen und für Menschen zugänglich zu sein.
Wie geht der Projektladen mit intoleranten Gruppierungen um?
Offene Räume stehen oft vor der Herausforderung, rechtsextreme Vereinnahmung zu verhindern. Julia betont, dass solche Personen nicht einfach rausgeworfen werden können. Der Projektladen ist schließlich per se ein offener Raum für alle. Gleichzeitig macht sie klar, dass diskriminierendes und respektloses Verhalten nicht toleriert wird. Solche Handlungen führen zu Ausschlüssen und haben in offenen Räumen keinen Platz. Zum Glück kommt es sehr selten zu solchen Vorfällen.
„Ich glaube, dass wir mit unserer Toleranz so entgegenwirken, dass diskriminierende und missachtende Personen keinen Bock haben hier teilzuhaben“
Die Zukunft des Projektladens
Julia wünscht sich, dass der Projektladen bekannter wird, besonders außerhalb der bisherigen Gruppen und Initiativen. Sie hofft, dass der Projektladen eine Anlaufstelle für alle wird, die aktiv werden möchten. Ihr Ziel ist es, den Laden als Ort zu etablieren, der Menschen ermutigt, Ideen umzusetzen. Julia möchte den Austausch und die Vernetzung im Projektladen weiter intensivieren. Sie strebt danach, mehr Möglichkeiten für kreative Zusammenarbeit zu schaffen. Ein weiterer Wunsch ist es, bestehende Hierarchien abzubauen und Barrieren zu minimieren. So soll jeder die Chance haben, im Projektladen aktiv mitzuwirken.





"Träume brauchen Räume, in denen sie sich entfalten können. Und das ist hier möglich"
