Virtuelle Ausstellungseröffnung: „Der Karneval in der Kultur“

In Zusammenarbeit zwischen Germanistik-Studierenden, ihren Dozenten Prof. Dr. Stefan Neuhaus und Apl. Prof. Dr. Hajo Diekmannshenke und dem Landesbibliothekszentrum (LBZ) Rheinland-Pfalz ist eine virtuelle Ausstellung mit dem Titel „Der Karneval in der Kultur“ entstanden, die am 10. Februar 2021 – ebenfalls virtuell – eröffnet wurde. Und zwar von keiner Geringeren als Dörthe Dutt, der Grande Dame des Koblenzer Karnevals, der Mutter Karneval, die man etwa aus der Rosa Bütt, ihrem traditionellen Karnevalsprogramm im Café Hahn, kennt. Zur Ausstellungseröffnung hat Mutter Karneval eigens ein Eröffnungsvideo im Landesbibliothekszentrum gedreht, als Funkenmariechen, als Möhne, als Confluentia Dörthe und auch als gestrenge Bibliothekarin, die alle zusammen die Karnevalshymne „Koblenz ist bunt“ anstimmen. Ein Lied, das den Abend rahmen sollte.

Die Ausstellung stellt die Frage danach in den Vordergrund, welche kulturelle Bedeutung der Karneval hat, untersucht anhand verschiedener Themenkomplexe, etwa der Büttenrede, des Karnevalslieds oder der Verbindung zur Politik. „Wir haben versucht, Karneval in der Kultur zu zeigen als etwas Gewordenes und nicht als etwas, das einfach so ist und schlicht mit den Zeitumständen zu tun hat“, erklären Stefan Neuhaus und Hajo Diekmannshenke. Der Fachbereich Philologie/Kulturwissenschaften und im Besonderen das Institut für Germanistik kooperieren schon seit Längerem mit dem LBZ. Die nun eröffnete Ausstellung zeigt deutlich, wie gewinnbringend diese Zusammenarbeit ist. Das bestätigt auch Jan Luca Mies, der als Masterstudent am Entstehen der Ausstellung mitgewirkt hat. „Als besonders bereichernd empfand ich, dass die Themenfindung ganz individuell möglich war, wir aber trotzdem vom umfangreichen Feedback der Dozenten, aber auch von Dr. Barbara Koelges vom Landesbibliothekszentrum profitieren konnten in unserer Arbeit“, erklärt er.

Dies zeigt sich auch deutlich in den Arbeitsergebnissen der Studierenden: So spricht Tobias Fey etwa über Karneval und Politik, wozu er im sprachwissenschaftlichen Seminar unter Leitung von Apl. Prof. Hajo Diekmannhenke zusammen mit Ellen Händler, Kai Machmer und Sibil Yigit gearbeitet hat. Politik sei vielleicht nicht das Erste, das dem Karnevalslaien in den Kopf komme, erklärt er, aber es gebe doch einige interessante Aspekte zu beobachten, die im Zusammenhang damit stehen, dass der Karneval historisch gewachsen sei. Hier sehe man vor allem Einflüsse der französischen und preußischen Besatzung in Form von Persiflagen, etwa des preußischen Militarismus. Der gesamte Umzug, das gesamte Setting sei ebenfalls als Persiflage auf das Militär und Militärparaden zu sehen, erklärt Tobias Fey weiter. Karneval habe immer auch viele progressive Momente, oft werde sich gegen eine rückwärtsgewandte Politik ausgesprochen, auch wenn Traditionen eine große Rolle spielen, so seine abschließende Einordnung.

Markus Möwis, der im literaturwissenschaftlichen Seminar von Professor Neuhaus zum Thema „Die Karnevalslieder von Willi Ostermann. Kölns Heimatdichter und sein Bezug zum NS“ gearbeitet hat, stellt das Lied und seine Macher in den Vordergrund. „Willi Ostermann ist weit über die Stadtgrenzen Kölns bekannt, er war ein Großer seines Genres. Dabei ist seine Person aber durchaus umstritten“, erzählt Möwis. Sein Verhältnis zum NS sei ungeklärt. Ostermann zeige in seinen Liedern eine große Heimatverbundenheit, das reiche aber nicht aus, um eine Verbindung zu den Nationalsozialisten nachweisen zu können. Für die Ausstellung hat er sich vor allem der Analyse des Liedes „Su schön wor et noch nie!“ gewidmet und festgestellt, dass das Lied als ambivalent anzusehen sei. „Mythen lassen sich nur dann auf den Text auflegen, wenn man glaubt, Ostermann habe das auch ernst gemeint“, so Möwis. Insofern lasse sich der NS-Bezug darüber nicht abschließend klären und die Quellenlage sei zu problematisch, um zu einer zufriedenstellenden Antwort zu kommen, resümiert er. Eventuell könne die Untersuchung weiterer Werke unter Hinzunahme anderer Methoden zur Klärung der Frage beitragen.

Auf https://lbz.rlp.de/de/ueber-uns/publikationen/virtuelle-ausstellungskataloge/karneval-in-der-kultur/ kann die virtuelle Ausstellung bis zum 14. März 2021 besucht werden. An der Fensterfront des Landesbibliothekszentrums am Koblenzer Bahnhofsplatz können die Ausstellungsplakate auch vor Ort angeschaut werden.


Foto: Fotosche